Bauers Depeschen


Samstag, 18. Mai 2019, 2091. Depesche



LIEBE GÄSTE,

auf den Taz-Blogs Literatur der Berliner Tageszeitung ist neulich - für mich überraschend - eine sehr schöne Besprechung meines Buchs "In Stiefeln durch Stuttgart" erschienen. Hier geht es zum Text: TAZ BLOGS



Und jetzt volle Kraft voraus:

5. FLANEURSALON AM FLUSS

IM STUTTGARTER HAFEN

Am Samstag, 6. Juli, geht der 5. FLANEURSALON AM FLUSS im Stuttgarter Hafen über die Bühne, die ein Güterwaggon der Eisenbahn ist. Und wieder ruft der Neckar! Unsere bunte Show mit Hafenpicknick in einzigartiger Kulisse zwischen Schrott- und Weinbergen. Mit Eva Leticia Padilla, Toba & Pheel, Timo Brunke, Loisach Marci, Stuttgarter Popchor. Hier der Klick zum VORVERKAUF 



Hört die Signale!

DAS LIED ZUM TAG



Neue StN-Kolumne

KLEINER TEUFELSKERL

Als sie neulich mit dem Zug am Nürnberger Bahnhof ankamen, wurden sie von einer Schar Mädchen und Jungs mit einem Schild empfangen: „Willkommen Amos und Stefan“. Das roch nach rotem Teppich. Amos ist ein zwölfjähriger Schüler aus Stuttgart, Stefan sein Vater. Die beiden waren Gäste des Kinderfilmfestivals „Little Big Films“, auf dem die serbische Produktion „Kleine Hexenjäger“ gezeigt wurde. Dieses turbulente Stück Abenteuerkino ist an diesem Samstag (13.15 Uhr) und Sonntag (15 Uhr) im Stuttgarter EM in der Bolzstraße zu sehen, und bei der Sonntagsvorstellung wird Amos wieder einen Live-Auftritt als Ehrengast haben: Er hat für den serbischen Hauptdarsteller Mihajlo Milavic in der Rolle des Helden Jovan die Synchronstimme eingesprochen.

Amos Hiss ist der Sohn der Schauspielerin Lucia Schlör und des Musikers und Sängers Stefan Hiss, Kopf der Band Hiss. Die Eltern hatten mir von dem Engagement ihres Sprösslings erzählt, und ich dachte: Vielleicht sollte ich mich mal mit einem kleinen Jungen unterhalten, um die Welt besser zu verstehen. Das Leben unter Erwachsenen ist ja nicht immer das Glück der Erde.

Amos ist 145 Zentimeter groß, 40 Kilo schwer, Schuhgröße 36. Damit gehst du noch als kleiner Mann durch. Er besucht die Waldorfschule am Kräherwald. Dort lernt er unter anderem Russisch und pflegt, nach meinem antiquierten Verständnis, ähnlich exotische Hobbys: Zum einen trainiert er die chinesische Kampfkunst Kung Fu, die unsereiner nur aus dem Kino kennt. Zum anderen übt er sich seit seinem dritten Geburtstag im Westernreiten, was mir Angst macht. Mit seiner Leidenschaft für spezielle Pferden namens Quarterhorses infizierte er später seine Mutter; auch sie ist heute passionierte Reiterin. Vater Hiss begnügt sich mit Cowboystiefeln. Er hat nie im Sattel gesessen, dafür als Balladensänger und Akkordeonvirtuose die Rodeo-Rituale des richtigen Lebens verinnerlicht.

Amos Hiss kam durch puren Zufall zu seinem ersten Job als Synchronsprecher. Seine Mutter wurde von der Cannstatter Produktionsfirma Teamwerk gefragt, ob sie die helle Knabenstimme des Hauptdarstellers in „Die kleinen Hexenjäger“ übernehmen könne. Wozu, dachte sie, und spielte den Leuten kurz entschlossen per Smartphone eine Sprachmitteilung ihres Sohns vor: Er berichtet darin von einem gerade geschriebenen Schulaufsatz. Prompt wurde er zum Casting geladen. Und verpflichtet. Wichtig war, dass Amos – trotz des schwäbisch gefärbten Baritons des Vaters – keinerlei Dialekt spricht.

Amos erzählt, wie er sich bei der Produktionsfirma drei Szenen des Films angeschaut hat, um probeweise Texte einzusprechen. An einer Stelle musste er weinen. Jovan war eine Treppe hinuntergestürzt und hatte sich verletzt. Der Held des Films leidet an den Folgen der Kinderlähmung, er kann sich nicht frei bewegen wie seine Freunde. Amos kennt aus seiner Umgebung keine Kinder mit Behinderungen. Er sagt, vor dem Film habe er gelernt, dass sich Freunde mehr um solche Kinder kümmern sollten.

„Die kleinen Hexenjäger“, 87 Minuten lang, ist alles andere als ein trauriger Spielfilm. Von dem Regisseur Rasko Miljkovic auf der Basis eines Kinderbuchs („Zlogonje“) realisiert, schildert er die Jagd nach einer Hexe, die Jovans Klassenkameradin Milica in der neuen Partnerin ihres geschiedenen Vaters vermutet. Diese Geschichte kommt Jovan gerade recht. Oft genug flüchtet er sich in eine Traumwelt als eine Art Super- oder Spiderman. Ein schwereloser Held, der gegen das Böse kämpft. Mit Fantasie und Humor beschäftigt sich das Kinderstück mit Außenseitern und Familienkrisen.

Lustigerweise sieht Amos dem Hauptdarsteller verblüffend ähnlich, nicht nur wegen der Brille. Ich frage ihn, ob er nicht schrecklich nervös gewesen sei, als er im Studio die Texte einsprechen musste. Nein, sagt er. Diese Arbeit an drei Tagen habe ihm richtig Spaß gemacht. Kein bisschen Stress, nur wenige Wiederholungen, dafür viele One-Takes: auf Anhieb gelungene Aufnahmen.

Siehst du, Alter, sagte ich mir: Amos kommt aus einer Generation, die ohne Berührungsängste in einer digitalen Umwelt lebt. Was nicht heißen muss, dass traditionelle musische Dinge flöten gehen: Der Junge liest Bücher, übt klassische Gitarre, geht ins Kino – hat aber dank des frühen Umgangs mit digitalen Medien ein ganz anderes Selbstbewusstsein als wir Alten. Unsereiner hat sich selbst noch als Erwachsener beim Anblick einer Filmkamera oder eines Mikrofons beinahe in die Hosen gemacht. Die Vorstellung, sich vor den Leuten, die das sehen oder hören, zu blamieren. Einst war es schon eine Herausforderung, einen Telefonanrufbeantworter unfallfrei zu besprechen. Amos dagegen meistert mit großer Selbstverständlichkeit Dinge, für die seine Eltern lange durch die Hölle des Lampenfiebers gehen mussten.

Dennoch hat er nicht vor, eines Tages sein Leben auf der Bühne oder vor einer Kamera zu bestreiten. Er will Zoologe werden. Manchmal träumt er davon, sich wie ein Superheld in ein Tier zu verwandeln, oder sich mit Tieren zu unterhalten. Sein Vater allerdings hat einen eher irdischen Wunsch: Weil ihn in seinem Zweit-Ensemble Los Santos Amos‘ älterer Bruder Joscha schon lange mit der Gitarre begleitet und Lucia als Sängerin mitmischt, soll der Jüngste möglichst bald Bass lernen. Die Band der Familienbande wäre perfekt.



 

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