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Dienstag, 26. Juli 2016, 1660. Depesche



 



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LIED DES TAGES



HEUTE: FÜR GERDA TARO

An diesem Dienstag, 26. Juli, findet auf dem Stuttgarter Gerda-Taro-Platz am Olgaeck/Alexanderstraße eine Gedenkveranstaltung für die Stuttgarter Fotografin Gerda Taro statt; die Kriegsreporterin kam am 26. Juli 1937 mit 26 Jahren im Spanischen Bürgerkrieg ums Leben. Die kleine Feier beendet die Reihe "No Pasaran" zum Thema "80 Jahre Spanischer Bürgerkrieg". Barbara Stoll, Rainer Weigand und unsereins tragen Texte vor, das Duo Karin und Eduardo spielt und singt Lieder. Beginn 18.30 Uhr.



Die aktuelle StN-Kolumne:



VOLL VERÄNDERT

Rücksichtlos trommle ich alle drei Monate für eine Unterhaltungssache, und damit sind wir bei einem komplizierten Thema: Was soll das sein – Unterhaltung?

Jemand kann sein Haus unterhalten, wir können uns über gute und schlechte Unterhaltung unterhalten, wir können jede Menge Produkte der Unterhaltungsindustrie konsumieren. Was ich allerdings meine, ist der Begriff Unterhaltung im Sinne von Spaß, Muße, Erbauung, Amüsement, Entertainment.

Diese Art Unterhaltung gilt vielen bei uns immer noch als minderwertig, nicht als hochklassiges kulturelles Ereignis wie etwa Theater oder klassische Musik. Besonders in Krisentagen, nach Katastrophen und Wahnsinnsverbrechen, wird das Recht auf Unter­haltung infrage gestellt – vor allem wenn der Humor darin eine Rolle spielt.

Erich Kästner hat 1950 in seinem Vorwort zu seinem satirischen, erstmals 1931 erschienenen Roman „Fabian“ über die literarische Figur des humanistisch geprägten Moralisten geschrieben: „Der Moralist pflegt seiner Epoche keinen Spiegel, sondern einen Zerrspiegel vorzuhalten. Die Karikatur, ein legitimes Kunstmittel, ist das Äußerste, was er vermag. Wenn auch das nicht hilft, dann hilft überhaupt nichts mehr. Dass überhaupt nichts hilft, ist – damals wie heute – keine Seltenheit. Eine Seltenheit wäre es allerdings, wenn das den Moralisten entmutigte.“

Mit dem mutigen Moralisten ist bei Kästner der Satiriker gemeint, und damit bin ich wieder bei meinen einleitenden Sätzen: Alle drei Monate komme ich mit dem Hinweis auf ein Unterhaltungsereignis daher, mit Werbung für „Die Nacht der ­Lieder“, die vor 15 Jahren gegründete Benefiz-Reihe zur Unterstützung der Aktion Weihnachten unserer Zeitung; die Einnahmen der Shows kommen Menschen zugute, die dringend Hilfe brauchen. Doch statt Werbung zu machen, sollte ich heute das hochverehrte Publikum warnen: Pro Abend gibt es nur noch wenig mehr als hundert Karten (das Programm für 2017 ist inzwischen auch schon fast fertig). Nach den jüngsten tödlichen Ereignissen in der Republik und anderswo fand ich es zunächst etwas merkwürdig, mich heute wie geplant mit einer Nebensächlichkeit wie einem Unterhaltungsabend zu beschäftigen. Aber eine solche Reaktion wäre Unsinn. Also rief ich einen Künstler an, der am 7. und 8. Dezember bei der „Nacht der Lieder“ im ­Theaterhaus auftritt. Özcan Cosar, ­Comedian, 35 Jahre jung, in der Cannstatter St.-Anna-Klinik geborener Sohn türkischer Eltern, aufgewachsen in den Stadtteilen Zazenhausen und Hausen. Ausgebildeter Zahnarzthelfer und Sportlehrer – heute professioneller Komiker. Zu Hause in Herrenberg, verheiratet mit einer Kurdin, Vater einer Tochter – seit 2009 „endlich Deutscher mit Migrationshintergrund“, heißt es auf seiner Homepage. Wie reagiert ein Comedian auf Amokläufe, Attentate, politische Umstürze? „Es ist besser, die Hand vor den Mund zu halten und zu lachen, als die Hand vor die Augen zu halten und zu schweigen“, sagt er. Selbstverständlich würden Geschehnisse wie in diesen Tagen die Show eines Comedians beeinflussen und beeinträchtigen. Oft frage er sich: Kannst du heute noch dieselben Witze wie gestern machen? Musst du gar aufpassen, was du sagst?

„Aber die Typen, die uns angreifen, wollen doch gerade, dass wir Angst bekommen und unseren gewohnten Alltag und unsere Art zu leben aufgeben. Also müssen wir die Dinge weiterhin und erst recht auch mit Humor verarbeiten.“ Und da ist natürlich auch die Sorge um die engen Verwandten in der Türkei. „Es ist sehr schwer, eine so komplexe Gesellschaft wie die Türkei zu beurteilen“, sagt Özcan. „Aus der Ferne kann sich keiner richtig vorstellen, was da abläuft, wenn plötzlich Panzer auffahren und Hubschrauber kreisen. Es ist schrecklich, was da gerade passiert, vor allem wenn ich daran denke, dass viele meiner Angehörigen dort leben. Und jede Parteinahme erscheint mir im Moment wie eine Entscheidung zwischen Pest und ­Cholera. Erdogan war ja für das Land­immer Fluch und Segen zugleich.“

Özcan kommt zunächst über Moderatorenjobs zur Bühne, macht 2008 erste­Comedy-Versuche und wird wenig später vom Theaterhaus als Schauspieler entdeckt: Er spielt die Hauptrolle in dem Bühnen-Bestseller „Was heißt hier Liebe“. Inzwischen ist er ein erfolgreicher Komiker, tritt regelmäßig im Fernsehen auf und geht bundesweit auf Tour. Nach seiner Show „Adam & Erdal“ nannte er sein jüngstes Programm „Du hast dich voll verändert“.

Özcan ist einer der internationalen Künstlerinnen und Künstler der 16. „Nacht der Lieder“. Zu ihnen gehören auch der Deutsch-Arabische Hiwar-Chor aus Stuttgart, die afrikanisch-deutsche Band Diversité unter der Leitung von Steve ­Bimamisa – und Gauthier Dance, die Theaterhaus-Kompanie unseres Moderators und Entertainers Eric Gauthier; 18 Tänzerinnen und Tänzer aus 16 Nationen gingen im vergangenen Jahr über unsere Showtreppe.

Außerdem auf der Bühne: Loisach Marci, die Band des Alphorn-Virtuosen Marcus Engler; das Jazz-Trio Blastonal mit Eberhard Budziat (Posaune), Stefan Kirsch (Bassposaune) und Magnus Mehl (Tenorsaxofon). Den Klassik-Part übernimmt die junge, in den USA ausgebildete Geigerin Angelika Strub, Popsongs präsentiert die hochtalentierte Pianistin und Sängerin Anna Jente (vormals Anna Speidel).

Wie immer ist das A-cappella-Ensemble Die Füenf als bleibende Größe dabei, unsereins liest wieder was vor, und wie gewohnt ist unsere Big Night Showband am Start: Jens Peter Abele (Leitung, Gitarre), Marquis de Shoelch (Keyboards), Fritschi Kienle (Bass), Wolfgang Rosner (Schlagzeug).

„Die Nacht der Lieder“ findet am Mittwoch und Donnerstag, 7./ 8. Dezember, im Theaterhaus statt. Beginn 19.30 Uhr. Karten gibt es online hier: THEATERHAUS – telefonisch unter 07 11 / 4 02 07 20 und täglich an der Theaterhauskasse.



 

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