Bauers Depeschen


Montag, 04. Juli 2016, 1647. Depesche



ACHTUNG, DEMO

Am 16. Juli findet angesichts der jüngsten Ereignisse eine Samstagskundgebung gegen Stuttgart 21 auf dem Schlossplatz statt. Beginn 13:30 Uhr. Es reden Winfried Wolf, Hannes Rockenbauch und unsereins. Stefan Siller spricht ein Grußwort, Angelika Linckh moderiert. Musik machen die Trommlergruppe Banda Maruca und das großartige Trio des Akkordeonisten Aleks Maslakov: mitreißender Funk-Jazz.



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LIED DES TAGES

 

Die StN-Fußballkolumne:



DAMPFHAMMER

Als neulich der Italiener Carlo Pedersoli mit 86 Jahren starb, waren sehr viele Deutsche sehr traurig. Vor allem hierzulande hatte es den Leuten gefallen, wenn Signor Pedersoli unter seinem Künstlernamen Bud Spencer dahergelaufenen Halunken mit einer beidhändigen Backpfeife oder einem senkrechten Faustschlag auf die Schädeldecke vorübergehend das Licht ausblies. Bud Spencer erfüllte als Filmstar das Klischee eines gemütlichen Dicken, der reichlich Deutschländer Würstchen und noch mehr Bier verträgt.

Als kurz nach seinem Tod das DFB-Team bei der EM gegen die Squadra azzurra ­spielte, brüllten die Deutschländer im Fanblock unablässig „Scheißitaliener“. Der Verdacht liegt nahe, dass sich unter mancher Schädeldecke ein Hirn verbirgt, das nachhaltig von Bud Spencers Dampfhammer bearbeitet worden ist.

Das nationalistische und oft rassistische Gebrüll der Spielverderber verharmlost man gern als „Party-Patriotismus“. Und merkwürdigerweise hat sich beim Blick auf andere Länder in den vergangenen Jahrzehnten kaum was geändert. Waren es doch einst die Italiener, deren Lebensstil wir nachzuäffen versuchten, als wir auf jeder zweiten Straßenkreuzung einen Kneipenstuhl ins Abgas stellten – im Glauben, das sei Dolce Vita. Da gab es die deutsche ­Toskana-Fraktion, die in Italien ihre Immobilien­Invasion startete – und die Neider zu Hause dachten, sie könnten auch beim Spaghetti-Wickeln in Luigis Ristorante um die Ecke Bella Figura machen. Das war in den Achtzigern, als Italiens Trainer Antonio Conte noch Spieler war und bei der Toskana-Fraktion wesentlich unbekannter als der Musiker und Sänger Paolo Conte. Trotz aller Annäherungsversuche hat sich bis heute nicht viel geändert. Der „gesunde“ Patriotismus prägt bis heute, mitten in der größten Europa-Debatte, das parteiische „Drama“-Geschrei und „Taktik“-Gefasel der TV-Kommentatoren. Das treibt Blüten; Steffen Simon gab im Viertelfinale die Durchhalteparole weiter: Kimmich spiele zwar nicht fehlerfrei – doch sei es lobenswert, dass er sich von seinen Fehlern nicht beeinflussen lasse. Stellt er sich ansonsten nach einer Gurke heulend an die Eckfahne?

Es ist inzwischen langweilig, sich über die Sprüche der TV-Kommentatoren lustig zu machen. Selbstredend kann kein Mensch während eines Spiels dauernd nur gescheite Sachen sagen, auch nicht, wenn das eigentlich sein Beruf wäre. Vielsagend aber ist die Haltung hinter den Floskeln: Wenn er vom „Italiener“ und „Deutschen“ redet, fühlt sich Simon anscheinend wie in einem Aliens-Film, in dem sich genetisch grundverschiedene Lebewesen gegenüberstehen.

Ähnlich weltläufig benotet Tom Bartels die Auftritte portugiesischer Stars wie Ronaldo oder Pepe im Stile eines deutschen Benimmlehrers: Pepe habe sich diesmal (und ausnahmsweise) „vernünftig“ verhalten. Als ob wir Spiele nach den Regeln der Vernunft sehen wollten. Oder Filme, die sich an der Moral und Fantasie deutscher TV-Kommentatoren orientieren.

Was aber bleibt vom deutsch-italienischen Duell, das die „Süddeutsche Zeitung“ vor dem Anpfiff auf ihrer Titelseite als „Das Spiel des Lebens“ verkaufte? Das Elfmeterschießen war aufregend, und darüber wird man vor allem deshalb noch lange an allen Grillfeuern erzählen, weil das Spiel zuvor kein Spiel war. Was soll’s. Von Bud Spencer wird den Deutschländern auch nicht mehr bleiben als der Dampfhammer auf die Schädeldecke.



 

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