Bauers Depeschen


Samstag, 16. Mai 2015, 1462. Depesche



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SONNTAG, 13.30 Uhr: Stuttgarter Demo/Kundgebung gegen Pegida. Sogenannte Querspange: Eberhardstraße, zwischen Königstraße und Tübinger Straße



REICHT FÜR DEN DFB-POKAL: Stuttgarter Kickers - Rot-Weiß Erfurt 0:0

Bis zur nächsten Saison, auf der schönen Waldau.





ES IST SO WEIT:

Joe Bauers Flaneursalon

beim 3. Stuttgarter HAFEN-PICKNICK

Große Samstagsshow am wilden Neckarufer mit:



Ginger Redcliff - die Indie-Königin

The Tremolettes - die beste Band der Welt

Wiglaf Droste - der Poet und Entertainer

Ekkehard Rössle Duo – All that Jazz

rahmenlos & frei - der Chor der Vesperkirche

Joe Bauer - der Levitenleser



SAMSTAG, 4. JULI

Picknick-Gelände mit Grill, geöffnet ab 16 Uhr

Showbeginn: 18.45 Uhr Uhr

Neckarhafen, 70327 Stuttgart

Stahlbau Heil, Mittelkai 12 -16

Anfahrt über B 10, Ausfahrt Hedelfingen

Siehe: STAHLBAU HEIL

VORVERKAUF: MUSIC CIRCUS - Kartentelefon: 07 11 / 22 11 05

° Unser Hafen-Gelände ist überdacht °



LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne "Joe Bauer in der Stadt":



IM ABSEITS

Ich bemühe mich, in der Stadt unterwegs zu sein, möglichst zu Fuß. Eine neue Sicht auf die Ecken und Plätze könnte womöglich eine Skateboard-Tour bringen. Für einen Suizid im Straßenverkehr aber fühle ich mich im Moment noch nicht alt und fertig genug. Da ich diese Zeilen tippe, ist vor meinem Fenster der Mai-Sommer in einen trüben Regentag gekippt. Diesmal gehe ich nicht hinaus, sondern in mich: Zeit für eine Eigenschelte.

Seit meinem achtzehnten Lebensjahr arbeite ich als Zeitungsschreiber. Seit jenem Tag sind viele, viele Monde / Geschwommen still hinunter und vorbei (Brecht). Heute laufe ich oft mit dem Gefühl herum, wichtige Dinge nicht bemerkt zu haben. Wenn inzwischen von der Krise der Tageszeitung die Rede ist, dann hat das in meinen Augen nicht nur mit der Internet-Revolution zu tun. Vor gut sechzehn Jahren habe ich, aus einem eher zufälligen Anlass, meinen „Flaneursalon“ gegründet, eine kleine Bühnenshow, in der Musiker, Komiker und unsereins Lieder und Geschichten vortragen. Es geht in diesem Mix meist um Stuttgart, um das Leben in der Stadt. Neulich erzählte ich dem Publikum beiläufig, hinter dieser Kleinbühnensache habe anfangs die naive Idee gesteckt, Zeitungspapier etwas Live-Charakter einzuhauchen. Viele Zeitungen, fügte ich hinzu, hätten vergessen, vom Leben der Menschen in der Stadt zu erzählen. Für diese Randbemerkung gab es auffallend viel Beifall, und das gefiel mir nur bedingt.

Vor achtzehn Jahren begann ich eine neue Kolumne mit dem Titel „ . . . in der Stadt“ zu füllen. Die Kolumne an sich hat man Mitte des 18. Jahrhunderts erfunden: als Freiraum für das Individuelle, das Subjektive. Es hat gedauert, ehe ich das Herumgehen als Möglichkeit entdeckte, mich dem Phänomen „Meine Stadt“ zu nähern. Weniger unterbelichtete Geister als ich sind Jahrhunderte früher draufgekommen. Es gibt keinen Zweifel: Bewusste Beinarbeit, entlastet von den Stützrädern der Busse und Bahnen, führt uns in das Leben außerhalb der Chronistenpflicht. Ins Abseits.

Am Himmelfahrtstag fuhr ich mit der Bahn zum Cannstatter Bahnhof, überquerte den Vorplatz, diesen originell angeschmuddelten Imbissbuden-Basar, marschierte weiter zum ehemaligen Güterbahnhof, Endziel Zollamt (ein großer Club für alle Partyfälle). Unterwegs, in der Daimlerstraße und in der Veielbrunnenstraße, sah ich die Häuser mit den Wohnungen der Armen. Auf dem Zollamt-Gelände präsentierte sich erstmals die Kulturinsel Stuttgart, ein Zusammenschluss von Gruppen, Initiativen, Agenturen, Vereinen. Leute, die sich um Flüchtlinge kümmern, sich für die Rettung bedrohter Gebäude wie die Villa Berg oder das Garnisonsschützenhaus einsetzen, Idealisten, die das Liebesleben der Bienen in der Stadt schützen. Ein bunter Haufen von Künstlern, Kunst-Azubis, engagierten Bürgern, Träumern, Event-Touristen. Meist Leute, die die politischen Verhältnisse nicht grundsätzlich verändern, aber irgendwie helfen wollen, etwas zu verbessern.

In der Nähe des Zollamts hat sich vor Jahren die Initiative Contain’t eingenistet, eine Plattform von Kreativen, die auf ihrem Abenteuergelände in Eisenbahnwaggons werkeln, Container-Ateliers erstellen und Veranstaltungen machen. Zurzeit sammeln sie bei einer Crowdfunding­-Aktion im Internet Geld für mobile, vor allem bezahlbare Ateliers. Es geht um eine Frachtcontainer-Siedlung in Selbstbauweise.

Freiräume für Künstler fehlen hinten und vorne in der Stadt. Die meisten Politiker haben keine Ahnung von künstlerischer Arbeit, für sie zählen nur repräsentative Abspielorte: Bühnen, Museen, Party-­Locations. Auf der Webseite von Contain’t heißt es: „Günstiger Wohn- und Arbeitsraum ist in boomenden Großstädten inzwischen Mangelware. Die letzten brachliegenden Grundstücke werden veräußert und mit Immobilien bebaut, die ordentlich Rendite abwerfen. Dagegen gibt es Widerstand, aber auch kreative Projekte, die realistische Alternativen für temporäre Nutzungen aufzeigen.“

Es gibt viele Dinge in der Stadt, die in der sogenannten Öffentlichkeit untergehen. Als ich aus Cannstatt zurückkam, blätterte ich im „Musik Express“, normalerweise nicht gerade meine Leib- und Magenlektüre. Die neueste Ausgabe (für den Juni) berichtet auf sechs Seiten über Stuttgarts quicklebendige Szene junger Bands, die man im weitesten Sinn dem Punk, auf jeden Fall guter, eigenwilliger Musik zuordnen kann.

Glücklicherweise konnte ich dem Autor halbwegs folgen, weil ich ein paar Alben der Story-Helden im Regal habe, erworben im Plattenladen zur Unterstützung regionaler Produkte. Die Geschichte endet mit der Erkenntnis, es sei „mehr als angebracht“, sich die Stuttgarter Szene mal genauer anzusehen: „Wie aus kleinen Zellen und einzelnen Freiräumen etwas gewachsen ist, das immer weitere Kreise zieht und schräge wie geile Impulse über die Landeshauptstadt von Ba-Wü hinaus sendet. Nieder mit dem Zentralismus, lang und ausschweifend lebe die Peripherie!“

Solche Dinge sind bemerkenswert für einen kleinen Talkessel, der eine ­Großstadt sein will. Viel zu oft aber gehen sie unter zwischen provinzieller Großmannssucht, Rathaus-Bürokratie und Immobilien-­Geschacher.



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