Bauers Depeschen


Samstag, 07. März 2015, 1428. Depesche



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AUFSTIEGSKAMPF: Stuttgarter Kickers - MSV Duisburg 4:2



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LIED DES TAGES



NUR NOCH WENIGE KARTEN:

FLANEURSALON IN DER FRIEDENAU

Am Mittwoch, 11. März, ist der Flaneursalon in der FRIEDENAU in Stuttgart-Ostheim. Es spielen Stefan Hiss, Dacia Bridges & Gabriel Holz, Roland Baisch. Beginn 20 Uhr. Reservierungen: 07 11 / 2 62 69 24 (es gibt laut Wirt Schorsch noch Restkarten). Die Friedenau, Rotenbergstraße 127, ist leicht mit der Straßenbahn zu erreichen: Linie 9, Haltestelle Raitelsberg, Fußweg 1 Minute.



TIPP

Der Berliner Kabarettist ARNULF RATING ist an diesem Donnerstag. 12. März, im Stuttgarter RENITENZTHEATER. "Ganz im Glück", die Show mit Dr. Mabuse, Schwester Hedwig und anderen politischen Ungeheuern aus der Republik. 20 Uhr. Kommet zuhauf. Es ist der Ex-Tornado.



Die aktuelle STN-KOLUMNE:



IM OSTEN

An diesem Sonntag wird wie immer am 8. März der Weltfrauentag begangen, und dieser Begriff an sich birgt eine Diskriminierung vieler Frauen. Potenzielle Dummköpfe, also Männer, könnten meinen, am 8. März werde der Tag der Weltfrauen gefeiert: zu Ehren einer Spezies von weiblichen Menschen, die es zu einer gewissen Erfahrung und Souveränität im Umgang mit außer­gewöhnlich vielen internationalen Lebe­wesen gebracht hat. Das Wort Weltfrau ist bis heute längst nicht so gebräuchlich wie das Prädikat Weltmann zur Charakterisierung des global abgezockten, coolen Gentleman, auch als Mann von Welt bekannt.

Die Weltfrau und der Welttag der Frauen wären nicht unbedingt ein Thema für unsereins, den provinziell gesteuerten Stadtspaziergänger, zumal sich die Bewertung von Frauen geändert hat. Man beurteilt sie heute nicht mehr nur nach Farbe und Schnitt ihrer Hosenanzüge. Man schätzt auch ihre Panzer-Bestellungen für die Bundeswehr und den Klang ihrer Doppelnamen.

Dennoch muss ich immer wieder darauf hinweisen, dass der Frauenkampftag nach seiner Erfindung 1908 in den USA international von Sillenbuch aus durchgesetzt wurde. In diesem schönen Stuttgarter Stadtteil mit meiner Straßenbahn-Lieblingshaltestelle Silberwald lebte die von der SPD zur KPD gewechselte Frauenrechtlerin Clara Zetkin mit ihrem Mann, dem Kunstmaler Friedrich Zundel. 15 Jahre nach der Premiere des von Clara erkämpften internationalen Frauentags tat sich Zundel in typischer Machomanier mit Paula Bosch zusammen, der Tochter des Zünder-Fabrikanten Robert, worauf seine Ehe geschieden wurde.

Ich selbst bezeichne mich bedenkenlos als Weltmann. Erfahrungen mit internationalem Publikum mache ich ja nicht nur in meinem westlich gelegenen Kiez des Talkessels. Regelmäßig reise ich auch in exotische Gegenden wie Degerloch und Heslach, Botnang und Stammheim. Hinzu kommen die Besuche der Altstadt mit ihrem extrem hohen Anteil an Frauen aus aller Welt. Weltläufigkeit in diesem Fall als Läufigkeit zu deuten, wäre ungerecht. Erregende Stunden verbrachte ich zuletzt auch in den globalen Brennpunkten Feuerbacher Föhrich und Gablenberger Hauptstraße.

Im Haus Nummer 130 der Gablenberger Hauptstraße, in der Kneipe des Museumsvereins Muse-o, traf ich Ulrich Gohl. Er ist 60 Jahre alt, von Beruf freier Historiker und weiß alles über den Stuttgarter Osten. Seit Jahrzehnten beackert er das in unseren Tagen immer attraktiver werdende Gebiet der Heimatkunde. Die zunehmende Bedeutung der Stadtgeschichte für die Bürger hat mit den Tücken, mit dem Stress der globalen Vernetzung zu tun. Die neue Hinwendung zur eigenen Umgebung, auch in den Nischen junger Leute, gilt als Reaktion auf die Anonymität des Internets und anderer digitaler Medien. Lokale Geschichte und der Lebensort gewinnen an Reiz, sobald die Menschen merken, dass eine Straße, ein Platz oder ein Haus vor der eigenen Nase spannendere Geschichten erzählen als TV-Serien oder Facebook-Unterhaltungen.

Ulrich Gohl engagiert sich im Museumsverein Museo-o Stuttgart-Ost e. V. Diese Initiative, 1998 gegründet, übernahm 2000 das leer stehende Alte Schulhaus an der Gablenberger Hauptstraße. Mit finanzieller Hilfe der Stadt, vor allem aber mit viel Eigenarbeit brachten die Mitglieder das heruntergekommene Gebäude wieder auf Vordermann und eröffneten 2005 ihre Ausstellungsräume und das Café. Seitdem gibt es regelmäßig Ausstellungen, von der Dokumentation über den Stuttgarter Schriftsteller und Autor des legendären „Ostend ­Romans“ Manfred Esser über die Darstellung von Neckarschiffen bis zur derzeitigen Schau „Ich hör was läuten – Glockengeschichten aus dem Stuttgarter Osten“.

Wir sitzen am Nachmittag in der Muse-o-Kneipe, schauen hinaus auf Gablenbergs Hauptverkehrsader. Vor uns ein Platz mit Namen Schmalzmarkt, im Hintergrund ein lang gezogenes Gebäude mit Wohnungen und dem Ristorante Vivaldi. Diesen Platz, erzählt Ulrich Gohl, hat es früher in dieser Form gar nicht gegeben. Als die Nazis an die Macht kamen, suchten sie im Herzen des damals als „Roter Osten“ bekannten Arbeiterbezirks eine Bühne für ihre pompösen Aufmärsche. So baute die Partei ein namenloses Gelände für ihre Propaganda-Einsätze und erstellte einen Verwaltungsbau, das „Haus der Volkstreue“.

Ausgerechnet dieses Gebäude stellten die Amerikaner nach dem Ende des Nazi-Terrors den Antifaschistischen Arbeits­ausschüssen (AA) zur Verfügung. Erst viel später, Ende der achtziger Jahre, wurde der frühere Nazi-Platz bei der Neugestaltung Schmalzmarkt getauft; im 19. Jahrhundert hatte man an diesem Ort Alltagswaren verkauft, darunter wohl auch Gefäße für Schmalz.

Im Vivaldi im ehemaligen Antifaschisten-Quartier am Schmalzmarkt sieht man auch heute wieder Rote im Rudel: prominente Herrschaften des VfB. Die aktuellen Schlagzeilen über Dopingvorwürfe gegen den VfB haben mit dem Lokal nichts zu tun.



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