Bauers Depeschen


Dienstag, 04. November 2014, 1375. Depesche



----------------------------------------------------------------------------- 





Achtung, Flaneursalon bei freiem Eintritt:



LIEBES PUBLIKUM,

heute auf der Flaneursalon-Seite ein Überblick, was in diesem Jahr noch alles live passiert. Es gibt u. a. noch drei sehr unterschiedliche Flaneursalon-Abende. Am Samstag, 29. November, einen mit Zam Helga & Ella Estrella Tischa im selbstverwalteten STADTTEILZENTRUM GASPARITSCH in Ostheim, Rotenbergstraße 125, gegenüber der Friedenau. Diesen Laden haben junge, politisch und sozial engagierte Leute erst vor wenigen Wochen eröffnet. Das Stadtteilzentrum dient der Nachbarschaftsarbeit, von der Hausaufgabenhilfe bis zur Unterstützung von Hartz-IV-Empfängern. Und es gibt dort Veranstaltungen: Konzerte, Lesungen, Diskussionen, Partys etc. Benannt ist es nach dem Ostheimer Antifaschisten Hans Gasparitsch, der sich schon in sehr jungen Jahren in Stuttgart dem Widerstand gegen die Nazis anschloss und lange im KZ war. Bis zu seinem Tod 2002 lebte er in Ostheim. Siehe: HANS GASPARITSCH. Mit unserem kleinen Flaneursalon-Abend unterstützen wir das Stadtteilzentrum. Der Eintritt ist frei - man kann sich bei mir per E-Mail anmelden. Einfach oben auf dieser Seite "Kontakt" anklicken und eine E-Mail schicken (Spenden für den Club sind willkommen). Übrigens: Wahrscheinlich steigt an diesem Abend auch noch der famose Freestyle-Rapper Toba Borke in unser Show ein. Beginn 20 Uhr.



Einen FLANEURSALON-INTIM mit Dacia Bridges & Gabriel Holz machen wir am Dienstag, 25. November, im Besen 66, dem schönen Haus an der Weinsteige. Beginn 19 Uhr. Anmeldungen: BESEN 66



Dienstag, 16. Dezember: Flaneursalon im Schlesinger! Großes Besteck.



Der Klick zum

LIED DES TAGES

Heute von dem Wagenhallen-Künstler Levin goes lightly (Levin Stadler)



Die aktuelle StN-Kolumne:



FLURSCHADEN

Neulich war ich in einem roten Doppeldecker-Bus unterwegs und sah mir die Stadt im Vorbeifahren an. Dazu zieht sich der Tourist einen Kopfhörer über die Ohren und verfolgt eine Audio-Show aus der witzigen Marketingabteilung: einen Dialog zwischen Opa und Enkelin. Das Gequassel ist pausenlos toll und cool, voll lustig und vor allem läppisch und unfreiwillig komisch.

Sei’s drum. Als der Doppeldecker auf seiner „Stadterlebnis-Rundfahrt“ nach einem tollen Diskurs übers Schweinemuseum auf dem Killesberg landete, erfuhr der geneigte Kopf-Hörer erst ein wenig über die Weißenhofsiedlung, dann etwas mehr über den Kartenverkauf für das Tennisturnier auf dem Weißenhof. Kein Sterbenswort kam Opa & Enkelin zur Kunstakademie über die feuchten Lippen. Dieses Haus ist 253 Jahre alt und im Gegensatz zu Stuttgarts kulturellem Herzstück namens Schweinemuseum (Enkelin-O-Ton: „süß“) wohl auch in Opas Birne voll vergessen.

Kunst in der Stadt ist seit jeher ein vermintes Gebiet. Kunst ist nun mal eine komplizierte Sache, nicht immer lustig, nicht gefällig und oft erst auf den dritten Hornbrillenblick der Marketingfritzen dazu geschaffen, den „Standortfaktor“, die „Marke“ einer „Kommune“ zu stärken.

Die kleine Gemeinde Stuttgart hat das große Glück, dass sich mitten in der Stadt ein großer Kreis guter Kunstschaffender formiert hat. Diese rund 70 Leute haben sich entgegen den üblichen Karrierestrategien in einem Kunstverein organisiert. Und mit erstklassigen Leuten in ihren Reihen finden sie weithin Beachtung.

Es geht um die Künstler der Wagenhallen im Nordbahnhofviertel. Zurzeit haben sie reichlich Ärger mit der Stadtverwaltung, mit der Politik. Was bisher zu wenig an die Öffentlichkeit dringt: Viele dieser Künstler arbeiten auf hohem Niveau, finden Respekt und Resonanz in der überregionalen, in der internationalen Kunstszene.

Die Wagenhallen, Überbleibsel der Eisenbahngeschichte, sind in erster Linie als Veranstaltungsort bekannt. Als Location für den Tournee-Betrieb des erweiterten Popgeschäfts, für Partys und Events. Mit ihrem Patina-Charakter und Schmuddel-Charme taugen die Räume längst auch als Austragungsort exklusiver Feste trend­bewusster Herrschaften aus dem Bank- und Immobiliengewerbe. Das Veranstaltungsgeschäft wird von einer Firma betrieben, die sich aus den subkulturellen Anfängen der Waggon-Künstler clever nach oben gearbeitet hat. Die Wagenhallen sind heute ein schillernder, ein repräsentativer Ort, für den die Stadt mehr als fünf Millionen Euro zur Sanierung bewilligt hat.

Angeblich reicht dieses Geld inzwischen nicht mehr, auch die Feuerpolizei zu befriedigen. Neben den Event-Bühnen wohnen und arbeiten nämlich Künstler, und seit kurzem leben diese Männer und Frauen in einer vollkommen absurden Situation. Das Rathaus verlangt von ihnen, während aller Wagenhallen-Veranstaltungen ihre Wohnräume und Ateliers verlassen. Schlimmer als in einem Stundenhotel.

Dieser Vorgang ist so irr, dass man dafür nur zwei Erklärungen findet: Entweder istf die Stadtverwaltung wie so oft nicht fähig, rein organisatorisch mit ihren kulturellen Ressourcen umzugehen. Oder sie will mal ­wieder Künstler vertreiben, weil sie keine Ahnung von deren Klasse hat. Man denkt an den 34-jährigen Aktionskünstler Pablo Wendel, der 2006 mit seiner spektakulären Performance im chinesischen Xi’an als heimlich eingereihter Museumskrieger in der scharf bewachten Terrakotta-Armee weltweit für Furore sorgte. Zu den Topleuten der Wagenhallen gehören mit internationalen Preisen und Stipendien ausgezeichnete Künstler wie Gabriela Oberkofler, Stefan Köperl & Silvia Winkler, Pia Maria Martin, Steffen Osvath. Dazu zählen die Architekten Lukas Lendzinski & Peter Weigand, der Musik-Performer Levin Stadler. Diese Namen aus verschiedenen Sparten, etliche mit guten Drähten zur Kunstakademie am Werk, sind nur eine kleine Auswahl.

Leider gibt es bis heute im Kulturausschuss des Gemeinderats Provinzler, die aufgrund ihrer weltläufigen Lebenserfahrung im Kampftrinker-Milieu von Wasen und Weindorf glauben, im Wagenhallen-Umfeld hätten sich vornehmlich Figuren mit Hang zu nicht-alkoholhaltigen Drogen eingenistet. Und viele Stadtpolitiker faseln im Zusammenhang mit Stuttgart 21 bis heute so falsch und verbohrt von einem „Verkehrsprojekt“, dass sie die städtebauliche Dimension des milliardenschweren Immobilienprojekts zwangsläufig ignorieren und die Stadtplanung den Investoren überlassen. Hätten sie eine kulturelle Beziehung zu ihrer Stadt, würden sie die urbane Qualität der Künstlerkolonie am Nordbahnhof eher begreifen. Aber gut, jeder weiß, Immobilien sind effizienter zu nutzen.

Man kann jetzt nur an die aufrechten und kundigen Kulturarbeiter im Rathaus appellieren, sich mit der professionellen Kreativität der Wagenhallen-Leute zu beschäftigen. Sonst wird auch an diesem Ort der Stadt gewaltiger Flurschaden entstehen.



BEITRÄGE schreiben im LESERSALON



FRIENDLY FIRE:

NACHDENKSEITEN

INDYMEDIA LINKS UNTEN

BLICK NACH RECHTS

INDYMEDIA

STÖRUNGSMELDER

FlUEGEL TV

RAILOMOTIVE

EDITION TIAMAT BERLIN

Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche

VINCENT KLINK

KESSEL.TV

GLANZ & ELEND



 

Auswahl

27.08.2022

24.08.2022

22.08.2022
17.08.2022

14.08.2022

10.08.2022
07.08.2022

06.08.2022


Depeschen 2281 - 2310

Depeschen 2251 - 2280

Depeschen 2221 - 2250

Depeschen 2191 - 2220

Depeschen 2161 - 2190

Depeschen 2131 - 2160

Depeschen 2101 - 2130

Depeschen 2071 - 2100

Depeschen 2041 - 2070

Depeschen 2011 - 2040

Depeschen 1981 - 2010

Depeschen 1951 - 1980

Depeschen 1921 - 1950

Depeschen 1891 - 1920

Depeschen 1861 - 1890

Depeschen 1831 - 1860

Depeschen 1801 - 1830

Depeschen 1771 - 1800

Depeschen 1741 - 1770

Depeschen 1711 - 1740

Depeschen 1681 - 1710

Depeschen 1651 - 1680

Depeschen 1621 - 1650

Depeschen 1591 - 1620

Depeschen 1561 - 1590

Depeschen 1531 - 1560

Depeschen 1501 - 1530

Depeschen 1471 - 1500

Depeschen 1441 - 1470

Depeschen 1411 - 1440

Depeschen 1381 - 1410

Depeschen 1351 - 1380

Depeschen 1321 - 1350

Depeschen 1291 - 1320

Depeschen 1261 - 1290

Depeschen 1231 - 1260

Depeschen 1201 - 1230

Depeschen 1171 - 1200

Depeschen 1141 - 1170

Depeschen 1111 - 1140

Depeschen 1081 - 1110

Depeschen 1051 - 1080

Depeschen 1021 - 1050

Depeschen 991 - 1020

Depeschen 961 - 990

Depeschen 931 - 960

Depeschen 901 - 930

Depeschen 871 - 900

Depeschen 841 - 870

Depeschen 811 - 840

Depeschen 781 - 810

Depeschen 751 - 780

Depeschen 721 - 750

Depeschen 691 - 720

Depeschen 661 - 690

Depeschen 631 - 660

Depeschen 601 - 630

Depeschen 571 - 600

Depeschen 541 - 570

Depeschen 511 - 540

Depeschen 481 - 510

Depeschen 451 - 480

Depeschen 421 - 450

Depeschen 391 - 420

Depeschen 361 - 390

Depeschen 331 - 360

Depeschen 301 - 330

Depeschen 271 - 300

Depeschen 241 - 270

Depeschen 211 - 240

Depeschen 181 - 210

Depeschen 151 - 180

Depeschen 121 - 150

Depeschen 91 - 120

Depeschen 61 - 90

Depeschen 31 - 60

Depeschen 1 - 30




© 2007-2024 AD1 media ·