Bauers Depeschen


Mittwoch, 27. August 2014, 1340. Depesche



---------------------------------------------------------------------------------------------------- 





TABELLENFÜHRUNG: Stuttgarter Kickers - Chemnitzer FC 2:0



DIE FAMILIEN-BANDE IM THEATERHAUS

Flaneursalon live am Montag, 13. Oktober, im THEATERHAUS. 07 11 / 4020 720.

Mit Uta Köbernick. Vater Zam Helga & Tochter Ella Estrella Tischa. Vater Roland Baisch & Sohn Sam Baisch. Toba Borke & Pheel. Unsereins macht auch mit.



Der Klick zum

LIED DES TAGES



WELTWUNDERHERBST

Für einen Augenblick war ich oben, für einen Akt, den die Zeitgeistdeppen "Momentaufnahme" nennen. Es war Ende Oktober, ich posierte für ein Foto auf einem Hügel über der Stadt. Ein schwindelerregender Blick am Mittag hinunter in den Sonnenkessel, umwerfend. Ich stand auf einer hohen Mauer.

Die Aussicht von den Hügeln ins Tal ist das eine, der Herbst 2011 das andere. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen solchen Herbst erlebt zu haben. Schon Anfang Oktober, als ich ein paar Tage Ferien gemacht hatte, in Brookyln, war der Indianersommer in die Stadt gekommen. Es war ein warmer, fast heißer Herbst, ein Spätsommerrausch aus dem Medizinmannkessel, und als ich durch die Straßen und Parks ging, schien New York nicht da zu sein. Ich sah kleine Häuser mit Gärten, enge Straßen mit Bäumen, einen endlosen Park mit Wasser.

Wer alles in Szene gesetzt hatte, war der Herbst, das Lichtgenie. Es war nicht nur der Wunderherbst in der fremden Stadt, es war der Weltwunderherbst. Kaum zurück, sah auch daheim alles anders aus. An solchen Tagen fängt man an, Gedichte zu lesen: "Alles kommt anders / wenn der Wind / weiß wird / das Luftgespinst / sich verdichtet."

Das ist ein Frühlingsgedicht vom Rose Ausländer, es heißt "Maiwinter", und ich dachte, der Weltwunderherbst ist ein kostümierter Mai, bevor der Schnee kommt. Alles war durcheinandergeraten geraten und dieser Herbst wie keiner zuvor. Die Blätter fielen weicher als die Börsenkurse. Bald darauf kamen Halloween, Allerheiligen und der November in die Stadt, und der Herbst blieb, wie er war. Am frühen Morgen konnte ich im Dachswald durch die Blätter das Blau des Himmels sehen. Es war kalt laut Wetterbericht, ich spürte es nicht. Das weiße Luftgespinst hatte noch keine Lust, sich zu verdichten.

Heute ist es Zeit, ein Lied anzustimmen, einen Choral mit Orgel und Posaunen, Specht-Getrommel und Elektro-Bässen, eine Hymne auf den Weltwunderherbst 2011, diesen schrägen Lichtervogel, der vor den Jahreszeiten so wenig Respekt hat wie vor dem Weihnachtsgeschäft.

In der Apotheke in der Nachbarschaft stehen zwei Tannenbäume, der Dekorateur hat passend geschmückte Ware dazugestellt, und beim Blicks ins Schaufenster spiegelt sich darin die herausgestreckte Zunge eines Harlekins. Das ist der Herbst. Dieser Schelm mit seiner Lichtmaschine hat an Allerheiligen den Partyschmutz und die Halloween-Leichen weggeblendet, auch die junge Frau, die am Sonntagnachmittag am Eingang zum Bohnenviertel leblos auf dem Bordstein lag, erledigt vom härtesten Herbstzeitlosengift der Saison. Ihr Kerl auf der Straße schrie ihren Namen, er heulte hemmungslos, und noch ehe die Helfer eines Notarztwagens von einem anderen Unfallort in der Nähe angerannt kamen, hatte ich geahnt, das Mädchen würde überleben. Der Weltwunderherbst hat ihm noch eine Frühlingschance gegeben. Als es aus der Ohnmacht erwachte, leuchteten seine Augen, wie sie leuchten in einem Herbst, der eine Droge ist, die es gut mit einem meint.



BEITRÄGE schreiben im LESERSALON



FRIENDLY FIRE:

NACHDENKSEITEN

INDYMEDIA

BLICK NACH RECHTS

INDYMEDIA

FlUEGEL TV

RAILOMOTIVE

EDITION TIAMAT BERLIN

Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche

VINCENT KLINK

KESSEL.TV

GLANZ & ELEND

 

Auswahl

27.08.2022

24.08.2022

22.08.2022
17.08.2022

14.08.2022

10.08.2022
07.08.2022

06.08.2022


Depeschen 2281 - 2310

Depeschen 2251 - 2280

Depeschen 2221 - 2250

Depeschen 2191 - 2220

Depeschen 2161 - 2190

Depeschen 2131 - 2160

Depeschen 2101 - 2130

Depeschen 2071 - 2100

Depeschen 2041 - 2070

Depeschen 2011 - 2040

Depeschen 1981 - 2010

Depeschen 1951 - 1980

Depeschen 1921 - 1950

Depeschen 1891 - 1920

Depeschen 1861 - 1890

Depeschen 1831 - 1860

Depeschen 1801 - 1830

Depeschen 1771 - 1800

Depeschen 1741 - 1770

Depeschen 1711 - 1740

Depeschen 1681 - 1710

Depeschen 1651 - 1680

Depeschen 1621 - 1650

Depeschen 1591 - 1620

Depeschen 1561 - 1590

Depeschen 1531 - 1560

Depeschen 1501 - 1530

Depeschen 1471 - 1500

Depeschen 1441 - 1470

Depeschen 1411 - 1440

Depeschen 1381 - 1410

Depeschen 1351 - 1380

Depeschen 1321 - 1350

Depeschen 1291 - 1320

Depeschen 1261 - 1290

Depeschen 1231 - 1260

Depeschen 1201 - 1230

Depeschen 1171 - 1200

Depeschen 1141 - 1170

Depeschen 1111 - 1140

Depeschen 1081 - 1110

Depeschen 1051 - 1080

Depeschen 1021 - 1050

Depeschen 991 - 1020

Depeschen 961 - 990

Depeschen 931 - 960

Depeschen 901 - 930

Depeschen 871 - 900

Depeschen 841 - 870

Depeschen 811 - 840

Depeschen 781 - 810

Depeschen 751 - 780

Depeschen 721 - 750

Depeschen 691 - 720

Depeschen 661 - 690

Depeschen 631 - 660

Depeschen 601 - 630

Depeschen 571 - 600

Depeschen 541 - 570

Depeschen 511 - 540

Depeschen 481 - 510

Depeschen 451 - 480

Depeschen 421 - 450

Depeschen 391 - 420

Depeschen 361 - 390

Depeschen 331 - 360

Depeschen 301 - 330

Depeschen 271 - 300

Depeschen 241 - 270

Depeschen 211 - 240

Depeschen 181 - 210

Depeschen 151 - 180

Depeschen 121 - 150

Depeschen 91 - 120

Depeschen 61 - 90

Depeschen 31 - 60

Depeschen 1 - 30




© 2007-2024 AD1 media ·