Bauers Depeschen


Dienstag, 13. Mai 2014, 1285. Depesche



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FLANEURSALON IM LABORATORIUM

Am Mittwoch, 28. Mai, ist es so weit: Der Flaneursalon nach 15 Jahren erstmals im LABORATORIUM, Stuttgarts ältestem Club. Mit Stefan Hiss & Freunden, Dacia Bridges, Roland Baisch. 20 Uhr. Karten im Internet und im PLATTENCAFÉ RATZER.



BLOCKUPY IN STUTTGART

Zum ersten Mal findet eine Blockupy-Demo mit Kundgebungen in Stuttgart statt, und zwar am Samstag, 17. Mai (gleichzeitig mit Veranstaltungen in Berlin, Hamburg und Düsseldorf). Thema: "Für ein Europa von unten". Start ist um 12 Uhr in der Lautenschlagerstraße am Bahnhof. Dort sage ich ein paar Worte. ALLES ÜBER DIE BLOCKUPY-AKTIONEN



WEITERE TERMINE

> SAMSTAG, 17. MAI, 20 Uhr: 110-Jahr-Jubiläum in Stuttgarts ältestem Autohaus: Albrecht & Deffner, Alexanderstraße 36, am Olgaeck. Eine Mix-Show mit Ausflügen in die Stuttgarter Historie. Mit Michael Gaedt als Conférencier, Malte Jürgens (Motor-Redakteur), Joe Bauer und den Bands Anjabelle (Anja Binder) und Grachmusikoff. Karten gibt es bei ALBRECHT & DEFFNER.

> DIENSTAG, 20. MAI, 19.30 Uhr: DIE PAPIERTIGER erstmals im Café GALAO am Marienplatz. Lesung mit Liedern. Mit Wiglaf Droste, Joe Bauer und Roland Baisch & The White Tigers. Eintritt frei. Einlass ab 18 Uhr.

> SAMSTAG, 24. MAI, 14 bis 20 Uhr: 1. Stuttgarter SCHMUDDEL-BANKETT im Leonhardsviertel. Motto: "Die Altstadt darf nicht vor die Hunde gehen!" Essen unter freiem Himmel, Live-Musik, Aktionen. Bei Regen im Sieglehaus (Galerie Kunstbezirk).



Der Klick zum

LIED DES TAGES

Die aktuelle StN-Kolumne:

 

KULTURSCHOCK

Es ist Wahlkampf, man erkennt es an der Propaganda in der Stadt. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Unkultur, weil die Menschen der Gewalt ausgesetzt werden. Plakatierungen sind eine Form psychologischer Kriegsführung. Heuchlerisch wird das Wort Gewalt in diesem Zusammenhang nur bei Plakatzerstörungen gebraucht.

Die Parteien werden einwenden, Plakate seien Teil einer „politischen Kultur“, und sie sagen es unabhängig von der Frage, ob Politik überhaupt eine Kultur hat. Der ­Begriff Kultur, ursprünglich ein anderes Wort für Ackerbau, wird dermaßen inflationär gebraucht, dass unsereins inzwischen die Kultur der Kulturlosigkeit bevorzugt.

Neulich war ich bei einer Wahlkampf-Runde zum Thema „Livemusik und Clubkultur“, es ging also um Musik, die von ­Musikern in Clubs gespielt wird, und um Clubs, in denen Musik gespielt wird, ob von Musikern oder nicht, ist egal.

Zu Beginn sagte einer von der FDP, er sei hier, weil der in seiner Partei für Kultur Zuständige siebzig Jahre alt und deshalb nicht geeignet sei. Dachte ich: Wenn der FDP-Kulturexperte siebzig ist, war er in den Anfängen einer Unkultur ­namens Rock’n’Roll etwa zehn, als der Punk kam, dreißig, und als der Hip-Hop losging, fünfunddreißig. Da hätte er doch was mitkriegen können. Womöglich kam er mit siebzig auf die Welt. Der Rest war ein Kulturschock.

Dann kam einer von der CDU und sagte, für seine Partei gebe es keine Unterschiede zwischen „Subkultur“ und „Hochkultur“. In diesem Moment hätte man getrost gehen können, weil es wenig Sinn hat, Leuten zuzuhören, die nicht wissen, wovon sie ­reden.

Der Begriff „Subkultur“ wird heute von vielen Kulturhengsten, den Neben­produkten des Ackerbaus, so falsch und leichtfertig gebraucht, dass man sich fragt, in welcher Kulturwüste wir leben.

Subkultur, ohnehin schwer zu definieren, steht für eine (auch politisch radikale) Gegenkultur, für die Kultur von unten, gewachsen am Rand der Gesellschaft, oft aus der Not. Problemlos konnte man einst das Stuttgarter Rotlichtmilieu eine Subkultur nennen: Leute mit eigener Sprache, eigenen Attitüden. Oder die Szene der Schwulen, die man bis 1994 mit dem widerlichen Paragrafen 175 verfolgte.

Heute labert man den Begriff Subkultur vor sich hin, als stände er für jedweden, nicht subventionierten, Veranstaltungsbetrieb, für eine Unterhaltung, die bei uns so nicht genannt werden will, weil Unterhaltung im traditionellen deutschen Kulturkampf kulturpolitisch noch immer nicht richtig ernst genommen wird.

Nur selten werden die Begriffe Kultur und Kunst vernünftig unterschieden. Jeden, den der liebe Gott mit etwas Talent fürs Zeichnen, Tanzen oder Trompeten bedacht hat, nennt man Künstler. Der macht Kultur. Dass Kunst mit einer Idee, mit Risiko, mit Haltung zu tun hat, fällt untern Tisch.

Seit Jahrzehnten leisten sich Kneipenwirte ein „Kulturprogramm“ (gemeint sind Veranstaltungen). Andere taufen ihren ­Laden gleich „Kulturcafé“ oder „Kulturkneipe“, um zu signalisieren: Bei uns gibt es nicht nur mies gezapftes Bier, bei uns macht man auch in Musik, Humor und so. Als Künstler auf der Kulturbühne gilt jeder, der in der Lage ist, drei Pointen aus dem Buch „1000 Witze für 4 Euro“ zu vermasseln.

Froh wären viele, würden die Kulturkneipen und ihre Kulturprogramme durch eine anständige Kneipenkultur ersetzt. Durch einen Ort mit einem Wirt oder einer Wirtin, die etwas Stil im Hirn und Herzen haben. In Stuttgart gibt es so gut wie kein großstädtisches Wirtshaus, wo der Professor seinem Studenten begegnet, der Richter seinem Henker und die Fremdgeliebte ihrem Gatten. Eine Bude, in der man sich um ­soziale und kulturelle Grenzen einen Dreck schert, aber die Gäste gut bespielt.

Eine Frau von der SPD sagte auf dem Podium, ihre Partei habe im Wahlkampf den „Schwerpunkt“ auf „Kultur“ gelegt. Das ist lustig. Da selbst die mit Millionen geförderte Staatskultur nur einen Bruchteil des Haushalts ausmacht, ist klar, dass man mit „Kulturpolitik“ keinen Blumentopf gewinnen kann. Deshalb wäre ich schon froh, gäbe es so viel Politikkultur, dass Kulturpolitiker wissen, worüber sie reden.

So, jetzt packe ich meinen Kulturbeutel und aale mich in der Subkultur des Mineralbads Berg. Wenn ich in mein subventioniertes Kulturwasser eintauche, fühle ich voll die Wasserkultur. Es handelt sich um eine private Programmkultur, die kein öffent­liches Kulturprogramm ersetzen kann.

Da freut sich der Banause.



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