Bauers Depeschen


Samstag, 02. November 2013, 1195. Depesche



 



AUSWÄRTSPUNKT: MSV Duisburg - Stuttgarter Kickers 1:1



DIE NACHT DER LIEDER

Für "Die Nacht der Lieder" gibt es noch Karten - allerdings nicht mehr viele: Große Benefiz-Show zugunsten der Aktion Weihnachten der StN am 10. und 11. Dezember im THEATERHAUS - 07 11/4020 720.

Eric Gauthier moderiert den Abend, begleitet von seiner Theaterhaus-Kompanie Gauthier Dance und unserer Big Night Showband, auf die Bühne gehen: Timo Brunke, Ella Estrella Tischa, die Füenf, Dacia Bridges, das Harfen-Duo Berenike Birth & Svenja Bleyer, das Klassik/Jazz-Trio Sara Wohlhüter (Gesang), Georg Dietl (Klavier) & Ekkehard Rössle (Saxofon), die Band Hajnal, The Louisiana Funky Butts. - Die Einnahmen gehen auf direktem Weg, ohne Abzug von Verwaltungskosten, an Menschen in Not.



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LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



SPRENGSTOFFANGELEGENHEITEN

Neulich habe ich in einem Ladenregal Nikoläuse am Stiel gesehen. Diese Schoko-Typen zum Lutschen würde ich als respekt­losen Umgang mit dem Weihnachtsmann werten, hätte es sich nicht um ­ein Geschäft in der Passage unter dem Hauptbahnhof ­gehandelt. In dieser Gegend gehört die ­Würdelosigkeit zum Stadtbild.

Das sogenannte Kommunikationsbüro von Stuttgart 21 hat uns ja jahrelang unter­zujubeln versucht, seine sensationelle ­Baustelle werde massenweise Touristen aus ganz Europa anlocken. Ich habe noch ­keinen Touri gesehen, aber sie werden sicher noch kommen und schauen, was für ein großes Loch die Stuttgarter Immobilien-Dealer graben müssen, um zig Milliarden Euro zu versenken. Der Anblick eines sich öffnenden Steuergeldschlunds dürfte noch erregender sein als die Aussicht auf das Lutschen eines Weihnachtsmanns am Stiel.

Noch vor wenigen Jahren haben uns die S-21-Planer weiszumachen versucht, von den Bauarbeiten würden die Bürger nichts mitkriegen. Die Buddelei spiele sich komplett und unsichtbar im Tunnel ab. Womöglich eine Kommunikationslochpanne. Seit ­Wochen donnern schwere Lastwagen am Nordbahnhof im Zehn-Minuten-Takt durch die Straßen. Selbst samstags, sonntags und mitten in der Nacht rollen die Transporter. Wer ruhig schläft, verpennt bekanntlich den Fortschritt. Die Leute vom Nordbahnhof rüttelt der Baulärm wach, bevor sie mit Blick auf die steigenden Mieten kollabieren.

Das Thema Stuttgart 21 ist in der Öffentlichkeit in den Hintergrund gerückt, seit bekannt wurde, dass sich ein Limburger Gottessohn für ein paar lausige Millionen ein ergonomisch einwandfreies Doppel­klo bauen lässt und unsere Mutti Gottes ein voll funktionierendes Mobiltelefon besitzt. Vor allem die Nachricht von der digitalisierten Bundeskanzlerin beeindruckt die Leute, zumal Frau Merkel noch vor ­kurzem ­gesagt hat, Internet sei für sie Neuland, so wie früher in den neuen Bundesländern für ihre Landsleute ein Opel Kadett.

Wenn meine Freunde, die Amerikaner, ihr Ohr ans Taschentelefon einer fremden, aus dem realen Sozialismus ­befreiten Regierungschefin legen, überrascht mich das nicht. Mit der Zeit wurde es den Schlapp­hüten zu langweilig, immer nur den Bett­geräuschen ihrer eigenen Präsidenten zu lauschen. Seit Marilyn Monroes Tod ist das nicht mehr so erregend. George Bush jr. ging ja schon stöhnend in die Knie, als er an ­seiner Salzbrezel lutschte.

Ein amerikanischer Schlüsselloch-Spanner namens J. Edgar Hoover hat bereits vor Jahrzehnten vorzügliche Pionierarbeit auf dem Gebiet des ungebremsten Ausschnüffelns im Intimbereich geleistet, was wir nicht erst seit einem Spielfilm des Republikaners Clint Eastwood wissen.

Den meisten Deutschen ist es ohnehin wurscht, wenn sie Tag und Nacht aus­gespäht werden. Sie ­haben nichts zu verbergen. Sex ist überschätzt, und gewusst haben sie wie immer nichts. Auch nicht, dass die deutschen und amerikanischen Geheimdienste gleich nach dem Zweiten Weltkrieg zusammengearbeitet haben und es bis heute tun. Das ist der Nazi-Schnee von gestern, weshalb wir historischen Altkram wie den Umgang mit dem Hotel Silber, der ehemaligen Stuttgarter ­Gestapo-Zentrale in der Dorotheenstraße, schleunigst vergessen sollten. Jedenfalls wenn es nach den neokonservativen Politikern des Fortschritts geht.

Wichtig ist, dass wir nie etwas aus der Geschichte lernen, damit wir keine Skrupel haben, die Gegenwart zu ruinieren. Es ­genügt, hie und da ein Denkmal aufzustellen mit der Inschrift: „Den Lebenden zur Mahnung“. Die fällige Rechnung werden die bezahlen, die ohnehin nicht viel haben.

Ich bin gespannt, was aus dieser Stadt wird, aus einer Stadt, die hemmungslos Bäume fällt und Löcher gräbt und Tunnel bohrt, die Shopping-Malls im Größenwahn als „neue Mitte ausruft“, ihr wahres Zentrum aber verkommen lässt. In ihrem urbanen Herzstück, auch Altstadt genannt, beherbergt sie fürsorglich ein Mahnmal für städtebauliche Katastrophen. Dieses architektonische Monstrum nennt sich Schwabenzentrum. Ein versifftes Auffanglager für Behör­den, Spielhöllen, Kaschemmen. Wer vom Leonhardsviertel durch die ­U-Bahn-Unterführung zum Schwaben­zentrum geht, landet in der Depression. Das Rondell vor der Treppe hinauf zum Josef-Hirn-Platz tut sich auf als ein schwarzes Loch. Miese Bars, leer stehende Glas- und Betonkästen, wo einst das Leben dank Ali ­Taners Kneipe Litfaß pulsierte.

Als ich oben ankomme, sehe ich drei Frauen aus dem Eingang des Schwabenzentrums taumeln. Eine, sichtlich gezeichnet, hält sich den Bauch vor Schmerzen, die anderen schleppen sie. Zusammenbrüche sind üblich in dieser ­Ecke. Am Eingang hängt eine Tafel mit den Zuständigkeiten des Amtspersonals: „Bußgeld, Straßen­verkehrsangelegenheiten, ­Ausländerrecht, Asylangelegenheiten, Waffen-, Sprengstoff-, Jagd- und Fischereiangelegenheiten“. Ich wünsche Gut Schuss, Petri Heil und allen einen Nikolaus am Stiel.

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