Bauers Depeschen


Samstag, 28. September 2013, 1179. Depesche



NACHTRAG, WALDAU: Stuttgarter Kickers - Borussia Dortmund (II) 3:0

(Marchese verwandelt 2 Foulelfmeter, Eigentor Dortmund)



WERTE GÄSTE,

aus Urlaubsgründen mache ich von heute an Kolumnenpause. Das heißt aber nicht, dass die Depeschen-Seite leer bleibt. Also: ein Blick ins gewohnte Netz-Revier könnte sich hie und da lohnen. Ansonsten meine tägliche Reklame-Leier: Am 4. November findet im Theaterhaus der Flaneursalon zum 15-jährigen Bestehen meiner kleinen Mix-Show statt. Es gibt noch Karten - nicht mehr allzu viele. Vorverkauf: THEATERHAUS - Telefon: 07 11/4020 720.

Alle anderen Termine, darunter schon einige im Oktober, findet man unten auf dieser Seite. Bitte mal draufschauen. Gut und billig oder gratis und umsonst.

Allen Leserinnen und Lesern, allen Freunden und Sympathisanten des Flaneursalons wünsche ich ein paar erregende Tage. Der Rest soll zur Hölle fahren. Dort sehen wir uns heute um 14 Uhr: Stuttgarter Kickers - Borussia Dortmund (Ii)



Der Klick zum

LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



ALLES BANANE

Das Kunstgebäude am Schlossplatz, von 1910 bis 1913 erbaut, ist ein berühmter ­Zufluchtsort. Am 20. März 1920 tagte in dem Gebäude die National­versammlung. Die Berliner Reichsregierung unter dem Sozialdemokraten Friedrich Ebert war während des Kapp-Putsches der rechtsextremen Militärs nach Stuttgart geflüchtet.

Künstler sind oft Menschen, die über ihre zugespitzte Auseinandersetzung mit der Gegenwart in die Zukunft vorstoßen. Dem britischen Performance-Artisten Tim ­Etchells ist dies gelungen, als er das heute gut sichtbare Schrift­bild an der Außenwand des Kunstgebäudes anbringen ließ: „Wait here / I have gone / to get help.“ Zu Deutsch: ­„Warte hier, ich hole Hilfe.“

Die Wahrheit über das Innenleben des Kunstgebäudes hat einst auch der Ruhr­gebiets-Künstler Thomas Baumgärtel vorhergesehen. An 4000 ­Museen und Galerien sprühte er Andy Warhols berühmte Banane, dieses unsterbliche Zeichen, das 1967 die Plattenhülle der New Yorker Rockband Velvet Underground ­zierte. Eine seiner ­Bananen ist heute am Eingang des Kunst­gebäudes zu sehen. Und wie die Banane ergibt Etchells’ Hilfe-Ruf heute mehr Sinn denn je. Dieser Tage nämlich haben sich auf der Flucht vor den Bauarbeiten in ihrem benachbarten Glas- und Betonkasten die Landtagsmitglieder im Kunstgebäude eingenistet. Dass damit gute Kultur vertrieben wird, passt zur Regierung. Erscheint einem beim ersten Blick auf die Politiker ohnehin jede Hilfe zu spät, beleuchtet das Warhol-Symbol an der Pforte vollends die politische Realität: Willkommen im Zentrum der Bananen-­Republik Baden-Württemberg!

Zurzeit sind die Landtagslöhner damit beschäftigt, die Stuttgarter Partys zum Tag der Deutschen Einheit vorzubereiten. Am 2./3. Oktober steigt, von 3000 Polizisten bewacht, das Festival „Zusammen sind wir einzigartig“. Dieser Text klingt wie eine späte Rechtfertigung für die zuletzt etwas in ­Vergessenheit geratene Hymnenzeile „Deutschland über alles . . .“ In der Ära von Mayer-Vorfelder und Oettinger hat man sie ja noch feucht-fröhlich bei uns gesungen.

Die Banane am neuen Landtagseingang wiederum steht nicht nur für ein legen­däres Rockalbum. In diesen Tagen erinnert sie auch an die berühmteste Titelseite des Satireblatts „Titanic“. Im November 1989, kurz nach dem Fall der Berliner Mauer, zeigte das ­Cover eine strahlende, in ausgewaschene Jeansklamotten gehüllte Dame; sie hielt eine bananenmäßig geschälte Salatgurke in der Hand. Daneben stand: „Zonen-Gaby (17) im Glück (BRD): Mein erste Banane“.

Rein willkommenskulturell war dieses Foto nicht ganz so nett wie der Hunderter in bar, den die DDR-Bürger von Kohls West-Regierung als „Begrüßungsgeld“ bekamen. Die DDR-Gaby hielt sich aber wesentlich länger als die D-Mark. Nach der Begrüßung am Banktresen kehrten viele Ost-Bürger in ihre Heimat zurück, um sich alsbald in den „blühenden Landschaften“ wiederzufinden, die ihnen eine pfälzische Birne versprochen hatte. Leider blühten die Seilschaften der westlichen Beutemacher viel schneller.

Heute wissen viele Leute nicht mehr so genau, was die alten Bilder bedeuten. Im Stuttgarter Landtag fühlt man sich ja schon rein farblich unter reichlich Gurken. Manche reden, als würden sie gerade aus­gepresst, und die Denkweise gemahnt an den grünen Vegetarier-Tag: „Alles Banane“.

An dieses Motto hält sich den Festivitäten zu Ehren der zusammen Einzigartigen der Regierungschef, Herr Kretschmann. Am Montag, 30. September, ließ er verlauten, wolle er mit seiner Minister-Clique das schönste Bierzelt auf dem Volksfest auf­suchen. Wohl um eines historischen Tages zu gedenken. Schwarzer Donnerstag, 30. 9. 2010. Damals wurden S-21-Gegner, darunter viele Schüler, von den Wasserwerfern einer Polizei­armee ­niedergemacht. Seitdem ist die Stadt gespalten. Das historische Datum jährt sich jetzt zum dritten Mal.

Es wäre einfältig, ausgerechnet von einem mit philosophischen Kalendersprüchen um sich werfenden Großpolitiker einen Akt der Erinnerung zu erwarten. Derart klein­karierte Gesten sieht man auf anderer politischer Ebene eher in den dörflichen Schützenvereinen, die der Regierungschef ja so liebt. ­Warum sollte der selbst ernannte Landes­vater wie einst Leonard Cohen in Stuttgart den Demo-Opfern ein Lied widmen, wo doch Tausende in Sauf-aus-Laune gerade „Zehn nackte ­Friseusen“ grölen?

Inzwischen heißt es, womöglich könne der Herr Ministerpräsident aus „termin­lichen Gründen“ am Montag eh nicht ­seinen Humpen auf dem Wasen heben. Diese Botschaft dürfte weniger mit Stil zu tun haben als mit dem Umstand, dass viele ­Grüne im Landtag nach der Bundestagswahl aus der ­Wäsche schauen, als hätte man sie in Essig gelegt wie ­brandenburgische Spreegurken. Da lacht die Zonen-Gaby.

So, jetzt packe ich meine Banane ein, mache zwei Wochen Kolumnenpause und wünsche Ihnen einzigartige Tage in Stuttgart.



ALLE BEVORSTEHENDEN TERMINE:



MONTAG, 14. OKTOBER: Ein Abend mit Irme Schaber, der Biografin von Gerda Taro, im Theaterhaus. Buchvorstellung mit Bilddokumenten, unsereins moderiert, Stefan Hiss singt Lieder aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Die Fotoreporterin Gerda Taro, in Stuttgart geboren und aufgewachsen, starb 1937 mit 26 Jahren im Spanischen Bürgerkrieg. Sie war Kollegin und Lebenspartnerin von Robert Capa. 20 Uhr.



FREITAG, 18. OKTOBER: "Occupy Villa Berg" präsentiert im Lokal Landhaus (bei der Villa Berg) Ergebnisse der Initiative. Unsereins liest etwas, Ella Estrella Tischa singt.



SAMSTAG, 19. OKTOBER: Kleiner Flaneursalon im Plattencafé Ratzer Records mit Zam Helga und Ella Estrella Tischa im Rahmen der merkwürdigen "Stuttgartnacht". Beginn 20.30 Uhr.



FREITAG, 25. OKTOBER: Flaneursalon mit Eric Gauthier, Dacia Bridges und Roland Baisch im schönen Wirtshaus Ochsen in Neuhausen. 20 Uhr. VORVERKAUF



DIENSTAG, 29. OKTOBER: "Die Papiertiger" - kleiner Lese- und Liederabend im Café Weiß mit Wolfgang Schorlau, Roland Baisch und Joe Bauer. 19 Uhr. Eintritt frei.



MONTAG, 4. NOVEMBER: Große Geburtstagshow im Theaterhaus - 15 Jahre Joe Bauers Flaneursalon. 20 Uhr.



21./22. November: Lesung in Laupheim als Gast bei Jess Jochimsen im SWR



DIENSTAG, 26. NOVEMBER: Kleiner Flaneursalon in der Buchhandlung Ebert in Leinfelden-Echterdingen mit Anja Binder & Jens-Peter Abele. 20 Uhr.



DIENSTAG, 10., UND MITTWOCH, 11. DEZEMBER: "Die Nacht der Lieder", Benefizshow zugunsten der Aktion Weihnachten der StN, im Theaterhaus. Jeweils 19.30 Uhr.





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