Bauers Depeschen


Mittwoch, 19. Juni 2013, 1128. Depesche

 

AUS DEM LEBEN DES FLANEURS

Lieber zu weit gehen als gar nicht.



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LIED DES TAGES



LIEBE GÄSTE,

war ziemlich beschäftigt, deshalb nichts Neues, nur das Entscheidende: Am Samstag, 6. Juli, ist der Flaneursalon am Neckar. Das große Hafen-Picknick am Flussufer. Wer nicht kommt, wird standesrechtlich ersäuft. Die Situation ist die: Meine Unterstützung der Stuttgart-21-Gegner hat das Flaneursalon-Publikum im Lauf der Jahre mischungsmäßig verändert. Die Proler mögen mich nicht besonders. Allerdings scheinen meine Schulterklopfer aus den S-21-Gegnerreihen selten Lust zu haben, Dinge zur unterstützen, die Eintrittsgeld kosten. Dabei ist von vorneherein klar, dass die Neckar-Aktion des Flaneursalons nur möglich ist, weil ich aus eigener Tasche drauflege.

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Die aktuelle StN-Kolumne:



LANDLUFT

Gelegentlich, wenn ich herumschaue, finde ich den Kolumnentitel „In der Stadt“ etwas vermessen. Dann aber vergesse ich meine Bedenken, weil wir ja nicht nur Stadträte, Stadtfeste und die Altstadt haben. Wir ­haben auch einen „City Manager“. Also muss was dran sein an der Behauptung, Stuttgart sei eine Stadt. Es gab Zeiten, da habe ich mich stolz als „Stadtstrolch“ bezeichnet. Das Wort gilt heute leider als antiquiert und ist noch weniger bekannt als der Stadtstreicher und der Landstreicher.

Ich war fünf Tage auf dem Land, im Ausland. Grundsätzlich bin ich kein Reisender, halte es mit Loriot, der mal gesagt hat, es habe wenig Sinn, in Brasilien herumzustiefeln, wenn man seine eigene Stadt nicht kenne. Ich war nicht in Brasilien, sondern in einer Gegend namens ­Tirol. Von diesem Land hatte ich zuvor kaum mehr gehört als das dackelhafte Lied vom feschen Anton.

Neben Anton gibt es Berge in Tirol, und es ist keine Lüge, wenn ich berichte, ich sei im Juni durch knöcheltiefen Schnee gestapft. Vermutlich aber ist das dort so normal wie warme Kuhfladen auf den Landstraßen. Nie in Rindviecherscheiße zu treten habe ich übrigens auf vielen Kurzausflügen durch Berlin gelernt. Berlin ist aus einer Unzahl kleiner Dörfer entstanden, und bis heute ist die Stadt­verwaltung nachhaltig damit beschäftigt, tonnenweise Hundekacke von den Straßen zu schaufeln. So wurde ich ein geübter Mistläufer und Kotspringer.

Das Landleben ist seit einiger Zeit wieder groß in Mode. Alle haben inzwischen von der millionenmäßig verkauften Zeitschrift „Landlust“ gehört, sie erscheint in Münster, einer kleinen Stadt in Westfalen, etwas flacher gelegen als Tirol. Es geht um die Landliebe, wie wir sie bei uns im Land nur von Brombeer­joghurt,Vanillepudding und ähnlichen Kuhprodukten kennen. Journalisten der Agentur „Zeitenspiegel“ in Weinstadt­Endersbach haben das Magazin „Landluft“ gegründet. Es ist bereits zum zweiten Mal erschienen und handelt wieder ausschließlich vom Remstal. In der Nähe dieses Bachs bin ich geboren und deshalb stolz, wenn die ­Gegend mehr als ein halbes Jahrhundert später mit einem eigenen „Remstal Magazin“ die Presselandschaft erobert.

Das schön bebilderte Heft liegt weithin sichtbar auch an den Kiosken der Stadt, und in der aktuellen Ausgabe erfährt man Dinge über das Remstal, die den Remstälern kein Mensch zutrauen würde. Wer Lust hat, kann bei ihnen in Kirschkernen baden, sich Hausschlachtungen unterziehen oder ganz normal bei Drachenboot-Rennen sterben.

Gelegentlich trifft man alte Bekannte am Flussufer. Das „Landluft“-Heft präsentiert ein Porträt des Rock’n’Roll-Musikers Hannes Bauer. Der kommt nicht von der Rems. Vor dreißig Jahren bin ich ihm einmal in der DDR begegnet. Er trat in Udo Lindenbergs Panik-Orchester im ­Ostberliner Palast der Republik auf. Bis heute spielt Hannes in Lindenbergs Band die Gitarre. Den Palast der Republik hat die deutsche West-Regierung unter östlicher Führung inzwischen ab­gerissen und Hannes sich in Schorndorf niedergelassen. Die Welt ist ein Dorf.

Der neue Hang zur Heimatkunde hat Gründe. Die fortschreitende Globalisierung, das Aussterben der Stammtische, weckt Sehnsüchte nach Natur und Identität, wobei es ratsam ist, auf Echtheit zu achten. In einem Souvenir­laden am Fuß der Berge habe ich mir eine Original-Tiroler- Kaffee­tasse gekauft, die globale Vernetzung Österreichs aber erst zu Hause bemerkt. Auf der Tasse steht: „Mountain Memories“. Frei übersetzt: Der Berg war mein Schicksal.

So viel heute vom Land. In Stuttgart ­haben wir es Gott sei Dank einfach, uns an der Luft der Äcker und Wiesen zu ergötzen: in ­Hedelfingen und Hofen, in Uhlbach und am Marktplatz. Und wer sich einmal bis zur Ohnmacht am Provinzmief berauschen will, der geht am besten in den Landtag.



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