Bauers Depeschen


Freitag, 26. Oktober 2012, 1000. Depesche



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FLANEURSALON mit Buch-Premiere am Sonntag, 18. November, im THEATERHAUS

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SOUNDTRACK DES TAGES



DIE TAUSENDSTE

Guten Tag, verehrtes Publikum, Sie lesen heute Bauers tausendste Depesche.

Am 29. März 2007 erschien die erste. Alles Zufall. Diese Homepage war eingerichtet worden, um für den Flaneursalon zu werben. Die damals eher jungen Typen der Lieder- und Geschichtenshow, Eric Gauthier und Jens-Peter Abele, predigten mir pausenlos, ohne Webseite könne man keine Veranstaltung machen. Wer nicht wirbt, stirbt (wer wirbt, stirbt auch, nur schneller). Ich habe gehorcht, Ralf Schübel von Ad 1 regelte die Angelegenheit Anfang 2007.

Nach einer Weile fiel mir auf: Eine digitale Plattform ist so tot wie ein verfaultes Stück Papier, wenn nicht ständig was darauf passiert. Also kam ich auf die Idee mit der Depeschenseite. Wie man sie füllen könnte, wusste ich nicht. Anfangs tippte ich kleine Notizen auf die Seite, meist sinnlose Skizzen, die mit meiner Zeitungsarbeit nichts zu tun hatten. Gelegentlich ein paar Tipps für Veranstaltungen o. ä. Vermutlich hielt ich das Zeug für lustig.

Im Lauf der Zeit tauchten Depeschen-Leser auf, erst wenige, dann mehr, und die Sache artete in Arbeit aus. Die Flaneursalon-Auftritte waren nur noch Randerscheinungen auf der Homepage. Bald spielte die Politik der Straße eine große Rolle in der Stadt, und von da an war eine Netzbühne hilfreich. Beispielsweise am 30. September 2010, am berüchtigten Schwarzen Donnerstag. Da hatte ich Urlaub und ging in den Park. Als ich am frühen Abend meine Erlebnisse auf der Depeschenseite skizzierte, registrierte ich binnen kürzester Zeit 1000 Besucher auf meiner Seite – und entdeckte üble Beschimpfungen in anderen Foren.

Bald wanderten Texte aus meiner „Stuttgarter Nachrichten“-Kolumne „Joe Bauer in der Stadt“ auf meine Seite. Inzwischen sind sie regelmäßig als Depesche zu lesen – nicht mehr StN online.

Dann wurde der Lesersalon eingerichtet, eine logische Konsequenz. Eine Homepage ohne Dialog-Möglichkeit ist für die Katz, und die Katz ist meistens nicht im Internet. Weil es sich bei tausend Depeschen um ein stattliches Datenbündel handelt, hat mir ein guter Freund, der Berliner Schriftsteller Wiglaf Droste, einen Text zum Thema vermacht:



DER TEUFEL STECKT IM PAKET

Von Wiglaf Droste



Wer Deutschen etwas unterjubeln will, der verkauft es ihnen „im Paket“. Paket, das klingt doch wie Weihnachten, nach einem Geschenk oder zumindest nach einer schon sehnlich erwarteten Sendung.

Auch von der Bank und der Versicherung bekommt der Deutsche alles „im Paket“, denn „im Paket“ ist „kompakt“, was immer mit „kompakt“ gemeint sei; doch nicht etwa der Kompakt mit dem Teufel? Aber nein, „kompakt“ hört sich „griffig“ und „robust“ zugleich an und hat auch die Anmutung von Rabatt beziehungsweise sogar von „Extras“. Im kompakten Paket, scheint es, hat man alles beisammen, „im Paket“ ist auch praktischer und günstiger als in einzelnen Teilen; kurz: „im Paket“ ist „die perfekte Lösung“, die „kompakte Paketlösung“ eben.

Tatsächlich bekommt man „im Paket“ mehr angedreht als einem lieb sein kann; „im Paket“ ist wie „All you can eat“, alles was reingeht, auch wenn es wehtut. Im Paket ist wie „all inclusive“ und schließt eben auch all das ein, was man auf gar keinen Fall haben oder erleben möchte. Wer etwas „im Paket“ bekommt, kann sich des Unerwünschten, Unerbetenen gewiss sein; ob das, was er eigentlich bestellte, „im Paket“ dann überhaupt noch vorhanden ist, fällt eher in den Bereich des Fakultativen. „Im Paket“ bedeutet „Friss oder stirb“ und ist also, mit einem anderen Haudraufundschlusswort gesagt, ganz und gar „alternativlos“.

Die Steigerung von „im Paket“ heißt „im Doppelpack“; Doppelpack bedeutet zwei Pakete in einem, man bekommt also doppelt soviel bei gleichzeitiger doppelter Ersparnis, aber Ersparnis von was? Wer darüber einmal nachdenkt, und zwar kompakt, dem schwirrt schon bald der Kapet-, nein: der Paketkopf: Doppelpack schlägt sich, Doppelpack verträgt sich.

Paket ist ein anderes Wort für Mogelpackung: „im Paket“ bekommt man zehn Dinge angedreht, von denen man mindestens neun gar nicht will oder braucht. Das gilt im – gepriesen sei das Wort „online Bestell-Shop“ – ebenso wie im Bankwesen oder in der Politik. Pakethändler sind Trickbetrüger, und ein Anlageberater oder Finanzminister, der Ihnen etwas „im Paket“ serviert, hat eine große Karriere als Hütchenspieler entweder schon hinter oder eben noch vor sich.

Pakete sind ein gutes Geschäft für den, der nichts zu bieten hat, aber jede Menge Schruuz und Schrapel loswerden muss. Sie haben kleine Kinder, die hin und wieder anderswo gern etwas zerdeppern oder Sie sind selbst ungeschickt und klumsig und möchten deshalb eine Haftpflichtversicherung abschließen? Im Paket geht das doch viel besser, und ehe Sie sich’s versehen, sind Sie gegen alles versichert, das Ihnen außerhalb eines Versicherungsbüros niemals zustoßen kann. Auch der Kindermund weiß ein Lied davon zu singen und schuf eine Parodie auf die Reklameparole eines großen Versicherungskonzerns: „Hoffentlich am Schwanz versichert“. Aber im Paket, bitte.

Wer die Welt „im Paket“ anbietet, betrachtet auch ihre Bewohner paketweise, als Herde und Abmelkmasse, die nicht en detail, sondern en gros Gewinn abwirft, eben „im Paket“. Denn die Geschäftsordnung besteht: Wer nicht allein zugrunde geht, der geht zusammen, im Paket.



Siehe auch:

DIE KUNST DES MÜSSIGGANGS

DIE ALLERERSTE DEPESCHE

Vielleicht fällt Ihnen was ein zur 1000. Depesche:

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