Bauers Depeschen


Donnerstag, 14. Juni 2012, 929. Depesche

FUSSBALL

"Iniesta ist der beste Spieler der Welt. Es gibt Dinge, die Xavi macht und Iniesta auch. Aber es gibt Dinge, die Iniesta macht und die Xavi nicht kann."

(Juan Manuel Lillo, spanischer Trainer-Mentor, im März 2012)



MONTAGSDEMO

Bei der kommenden Montagsdemo (18. Juni) auf dem Stuttgarter Marktplatz halte ich neben Dr. Dietrich Heißenbüttel eine Rede. Thema: Stadtzerstörung. Musik macht unser großer Sänger und Akkordeon-Virtuose Stefan Hiss. Beginn 18 Uhr.



Bereit zum Kentern!

FLANEURSALON AM NECKARUFER

Sonntag, 24. Juni, Mittelkai - bis dahin ist gutes Wetter!

Der Vorverkauf hat in den vergangenen Tagen ein wenig angezogen, wir sind aber noch lange nicht am Ziel. Noch können wir ganz schön absaufen. Das Bild für die Depeschen-Seite (rechts) hat der Fotograf und Kollege Leif Piechowski am Ort unserer Flaneursalon-Show im Stuttgarter Hafen gemacht. Ich appelliere an alle Homepage-Besucherinnen und -Besucher, an die Freunde bunter und informativer Unterhaltung: Unterstützt unser Hafen-Picknick, die Hommage an den Neckar, besorgt Euch bitte Karten im Vorverkauf für unser (überdachtes) Hafen-Picknick am Sonntag, 24. Juni. Auf die Bühne, einen Eisenbahnwaggon, gehen Roland Baisch & The Countryboys, das Elektro-Duo Putte & Edgar, die Sängerin Dacia Bridges und der Beatboxer Pheel. Wäre schade, wennn der Flaneursalon ausgerechnet bei dieser Aktion baden gehen würde ... Hier geht es zum rettenden Ufer: HAFEN-PICKNICK

(Siehe auch rechts das Archiv, Depesche vom 20. Mai)



SOUNDTRACK DES TAGES



Die nächtliche StN-Pleitenkolumne:



WENN BUCHSTABEN NICHT WIE GOMEZ TANZEN

Naturschauspiel auf der Prag, der Biergarten in der Backsteinkulisse des Theaterhauses. Wir sitzen unter dem Kirschbaum, und wenn es nicht regnet, haben wir gewonnen: die Chargen und Claqueure am Biertisch. Aber Sieger sehen anders aus.

Neben mir Buffy, der Kassenmann der Bühne, dunkelroter VfB-Fan, heute gibt er den Einzylinder, hat ein schwarz-rot-goldenes Filzrohr namens Hut auf dem Kopf. Logisch, dass der Regen einsetzt, aber das ist nicht das wahre Übel. Wer Frau Müller-Hohenstein und Herrn Kahn, die sprechenden Wanderdünen von Usedom, gesehen hat, hat gelernt, was Synchronstörungen sind: Lippen bewegen sich, doch man hört keine Stimme (was oft besser ist).

Die Nummer mit der defekten Synchronisation gefällt auch meinem Laptop: Ich haue auf irgendwelche Tasten, vielleicht auf die fünf Buchstaben des Herrn Gomez, und sie tauchen zeitversetzt uns so spät auf dem Bildschirm auf, als hätte sie der Mann vom Mond zur Erde gekickt. Maschine kaputt.

So geht die schöne Idee vom Fußballtheater auf der Prag in die Hosen. Das ist kein verdammtes Künstlerpech, das ist der Fluch der Technik. Ich schließe den Deckel des Laptops, als wäre er ein Sarg, besorge mir ein Taxi und fahre nach Hause. Erstaunlich, wie normal das Leben in der Stadt weitergeht, fünf Minuten vor dem Anpfiff, aus­gerechnet vor diesem ewig anderen Spiel der Deutschen gegen die Holländer, wo man über Generationen hinweg das Gefühl hatte, in jeder Partie ginge es um ein Drama von Schuld und Sühne, von Verzeihen und Vergessen. Fußball ist auch eine Brücke.

Das Spiel läuft schon, das kann ich im Autoradio hören, und es sind Menschen mit einer Gelassenheit auf den Straßen, als hätten sie von Gomez nie gehört. Den Laptop, diesen Versager, unterm Arm, stürme ich meine Bude, werfe eine andere Kiste und den Fernseher an, und dann sehe ich diesen denkwürdige Gomez-Tanz im Strafraum: Da dreht einer sein Ding, einer, dem sie vorgeworfen haben, sein Körper besitze die Motorik eines Pflegefalls. Dieser Mann macht das 1:0, er macht das 2:0, und in Erinnerung an mein geplatztes Fußballtheater rufe ich in der Halbzeit „Caveman“ an. Oben auf der Prag sitzen sie vor der Leinwand, der Bühnenchef Werner Schretzmeier und die Fußball-Crew, darunter der Schauspieler Martin Luding. Eintausendsiebenhundert Mal hat er auf der Bühne den „Caveman“ gegeben, oft genug selbst die Fußballschuhe in der Sporthalle des Theaterhauses getragen, und jetzt schwärmt er von diesem denkwürdigen Akt von Moral und Gerechtigkeit auf dem Fußballplatz: „Sie haben versucht, Gomez fertig zu machen. Sie haben ihm verspottet, ihm fehle das Spielerische. Und jetzt beweist er, dass er ein großer Spieler ist.“

Es ist ein seltsames Gefühl, mit einem kleinen Computer vor dem Fernseher zu sitzen, die hilflosen Schreie des Kommentators zu hören, sie klingen, als hätten sie mit dem Spiel nichts zu tun. Synchronisationsstörungen sind nicht immer eine Frage der Technik. Wer dem Kommentator folgt, versteht selten, was er meint. Die deutschen Kommentatoren von heute beschreiben immer seltener den Fußball von heute. Der Ball ist ihnen davongeflogen, in ein neues, anderes, schnelles Spiel.

Im Stadion ist es heiß, ich habe die Fenster meiner Bude geöffnet, ein Mann und eine Frau mit Hund gehen die Straße entlang. Es regnet nicht mehr, und dem Hund ist es egal.

Meine Theater-Vorstellung hat nicht hingehauen, der Vorhang ging nicht auf, Buchstaben kann man nicht zwingen, nach meiner Pfeife und wie Gomez zu tanzen. Was für eine Pleite am Abend, peinlich wie verstolperte Bälle ohne Gegenspieler.

Das Spiel geht weiter, es geht immer weiter, und die Holländer machen ein Tor. Der Kommentator erzählt etwas von einem „heillosen Durcheinander“, und das sagt man, wenn man nicht erkennt, warum etwas geschieht. Wäre ich unter dem Kirschbaum geblieben, und hätten die Buchstaben gemacht, was ich will, wäre das Spiel anders gelaufen. Aber nur für mich. Ende.



KOMMENTARE SCHREIBEN IM LESERSALON

DIE STN-KOLUMNEN



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