Bauers Depeschen


Dienstag, 29. September 2009, 383. Depesche



BETR.: CASH, SO ODER SO



Melde mich aus meinem Kurzurlaub zurück. Heute beginnt wieder die Kolumnen-Arbeit. Auch der Flaneursalon mit der Präsentation meines neuen Buchs "Schwaben, Schwafler, Ehrenmänner - Spazieren und vor die Hunde gehen in Stuttgart" rückt näher. Am Donnerstag, 22. Oktober, wird es dazu im Theaterhaus viel Gitarrenmusik geben, und das Stichwort Gitarren erinnert mich an eine wahre Geschichte:



DIE ZERSTÖRTE MARTIN



Selbstverliebte Musikkritiker schreiben oft den Satz, der Song X des Sängers Y habe ihnen das Leben gerettet.

Es ist cool, mit Selbstmord zu kokettieren.

Johnny Cash konnte ich früher nur nachts hören oder in gut gedimmten Räumen. Seine späten Songs, die er von 1994 an auf den Alben der "American"-Serie einspielte, haben mir bei Tageslicht den Tag versaut. Da war ich nüchtern. Nachts spendeten sie Trost, im Morgengrauen fand ich mich damit ab, eines Tages zu sterben.

Danach würde einem zwar keiner einen Film widmen, sagte ich mir, aber man könnte im Himmel oder in der Hölle die Melodie von "Walk The Line" pfeifen und sagen: Wer Johnny Cash ertragen hat, war auch in der Lage, sich dem Tod zu stellen.

Nachdem Johnny Cash neun Jahre vor seinem Tod entschieden hatte, mit seiner Gitarre und dem Produzenten Rick Rubin noch einmal ins Studio zu gehen, liefen viele Heuchler zu ihm über. Menschen, die ihn zuvor als Cowboy, als reaktionären Amerikaner verachtet hatten. Diese Schöngeister tauchten aus ihren Löchern auf, als "Walk the Line", ein Liebesfilm, in den Kinos lief.

Vor einigen Jahren fand an einem Sonntag im mittlerweile zumTode verurteilten Stuttgarter Filmhaus eine Tribute-Matinee zu Ehren von Johnny Cashs statt. Es waren nicht viele Leute da, ich erinnere mich, dass neben mir zufällig Stuttgarts oberster Kneipen-Inspizient, Gerhard Goller, saß. Das erhärtete meinen alten Verdacht: Die letzten Cowboys sitzen im Ordnungsamt (inzwischen ist Goller, der auch in Woodstock war, in Rente).

Bei dieser Veranstaltung waren auch TV-Ausschnitte einer Peter-Alexander-Show zu sehen: der österreichische Schlagersänger auf dem Bock einer Pferdekutsche neben Johnny Cash – zusammen trällerten sie ein Volkslied. So geht Rock'n'Roll.

Im Jahr 1983 gastierte Johnny Cash in der Böblinger Sporthalle. Wenige Tage vor der Show war im Stuttgarter Musikhaus Hans Schweizer ein Mann mit einer angeschlagenen Gitarre vorstellig geworden. Er war ein Bote von Johnny Cash. Der Sänger hatte in Skandinavien sein Instrument so hart gegen den Mikrofonständer geschlagen, dass ein Stück herausbrach.

Hans Schweizer, damals in der Christophstraße ansässig, war in der Musikerszene berühmt für seine US-Importe und seinen Service. Er brachte die Westerngitarre, eine Martin, zu einem Geigenbauer in die Schwabstraße. Dieser Mann - er wohnt nicht mehr in Stuttgart - reparierte Johnny Cashs Gitarre so kunstvoll, dass von dem Schaden nichts mehr zu sehen und zu hören war.

Am Tag der Böblinger Show, am 4. November 1983, brachte Hans Schweizer - er residiert heute an der Ecke Wilhelm-/Olgastraße - die Martin in Johnny Cashs Garderobe. Der Sänger prüfte sein bestes Stück und bat seinen Tour-Manager, die Rechnung zu begleichen. Der Manager sagte: "Wollen Sie das Geld in bar?" Schweizer antwortete: "Heißt der Mann Johnny Cash oder Johnny Scheck?"



* $ * Joe Bauers Flaneursalon mit Buchvorstellung und den allseits beliebten Musiker-Gästen Eric Gauthier, Roland Baisch & The Countryboys, Dacia Bridges und dem einzigartigen Conférencier Michael Gaedt am Donnerstag, 22. Oktober, um 20.15 Uhr: www.theaterhaus.com - Kartentelefon: (0711) 4 02 07 20

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