Bauers Depeschen


Mittwoch, 29. Oktober 2008, 243. Depesche





BETR.: DIE GANZE WELT



Immer noch Ferien wie ein Lehrer, der Mensch braucht Freizeit. Ich sitze gerade über den Vorbereitungen für „Die Nacht der Lieder“, die Benefiz-Show für die Aktion Weihnachten e. V. der Stuttgarter Nachrichten. Sie findet zum achten Mal statt, bereits zum fünften Mal im Schauspielhaus der Stuttgarter Staatstheater. Einzelheiten dürfen wie immer erst vier Wochen vor der Show bekannt gegeben werden, deshalb nur so viel: Die Veranstaltung wird diesmal ausnahmsweise an zwei Abenden über die Bühne gehen, und zwar am 9. und 10. Dezember. Aber fragen Sie nicht nach Karten, es gibt noch keine. Definitiv. Der Vorverkauf beginnt am 8. November, und keine Sekunde früher. Alles Wichtige wird rechtzeitig in den Stuttgarter Nachrichten stehen.

In den kommenden Wochen und Monaten werden wir sehen, ob die alte Untergangsregel noch gilt: Wenn das Weltschiff leckt, haben Vergnügungsdampfer Konjunktur.

Dieser Satz ist mir gerade eingefallen (die Gedanken der Nacht, hat Raymond Chandler gesagt, halten dem Tageslicht nicht stand).

Habe ich nicht neulich auf Geheiß von Frau Mirjam mit j in einer Depesche den T-Shirt-Aufdruck „Armageddon was yesterday – now we have a serious problem“ aus Stieg Larssons schwachsinnigem Dekadenz-Krimi „Verblendung“ zitieren müssen? Doch, und schon gibt es dieses T-Shirt, beim Schwaben Rainer Schechinger in Berlin. Siehe Internet.

Die Stuttgarter Kickers haben armageddonmäßig noch keinen Sieg auf ihrem Konto. Es war börsenartiges Wetter am Dienstag beim Spiel gegen den Drittliga-Tabellenführer Union Berlin, den widerspenstigen DDR-Kultclub aus Köpenick. Die Kicker glichen einen 0:2-Rückstand mit zwei Foul-Elfmetern aus und hätten in der zweiten Hälfte gewinnen müssen. Ach, Orlando Smeekes, Hollands schwarzer Knipser. Kurz vor Abpfiff allein vor dem Torwart, ein kurzer Traum, die Aktien wären gestiegen wie bei VW. Aber der Winkel war Scheiße.

(Nachtrag vom 31. Oktober: O Gott, dieses schreckliche, schicksalhafte 3:3 von Wuppertal. 2:O und - bis zur 86. MInute - 3:1 geführt, dann der Ausgleich in der 93. Minute. Das war Teufelswerk, das war Halloween.)

Der Blickwinkel auf die Welt ist allgemein scheiße. Warum habe ich ein paar Tage Urlaub wieder in New York gemacht? Ich glaube seit jeher, beim Anblick dieser Architektur relativiert sich manches, und das stimmt. Stuttgart ist nicht Provinz, weil die Party-Meilen und der Strich zu kurz sind oder weil die Leute im Stadion nicht „Stuttgart ist viel schöner als Berlin“ singen dürfen, ohne dass eine städtische Marketing-Lusche eine „Hymnen“-Aktion daraus macht.

Es ist viel einfacher: Dieser Stadt fehlt eine Idee. Stuttgart 21 ist keine Idee. Stuttgart 21 ist ein Gleisanschluss für Geldumwälzungen. Dahinter steckt weder eine Haltung noch eine Vision. Es gibt keinen architektonischen Gedanken für Stuttgart 21. Kurzum: Stuttgart 21 ist scheißlangweilig. Stuttgart hat keinen Kopf. Man ist gegen und für Stuttgart 21 – wogegen und wofür? Wenn Oettinger nach jahrelanger Planung ein „Kommunikationsbüro“ vermisst, offenbart er nur seinen intellektuellen Ditzinger Weltwinkel. Es gibt überhaupt nichts zu kommunizieren, weil Stuttgart 21 keinen gesellschaftlichen, keinen städteplanerischen Entwurf anbietet. Es gibt keine Stuttgart-21-Community. Es gibt auch keine Gegen-Stuttgart-21-Community.

Entsprechend geistlos lässt man eine Werbeagentur rote Ansteckpumpen mit der Aufschrift „Das neue Herz Europas“ produzieren. PR-Trommler sollen Inhalte ersetzen. Das ist Provinz. So redet man in hanebüchener Einfallslosigkeit von einem „grünen Projekt“, Benzin-Taxis aber werden bis 2012 in Bloombergs Bio- und Öko-infiziertem New York abgeschafft, ausgerechnet.

Ich darf noch darauf hinweisen, dass wir am Dienstag, 25. November, flaneursalonmäßig eine Art Jahresabschluss inszenieren: Michael Gaedt & Anja Binder, Roland Baisch, Los Gigantes, Dacia Bridges & Alex Scholpp und ich treffen uns in der Rosenau zur „Kleinen Stadtrevue“ (Karten: 661 90 90). Eric Gauthier musste inzwischen leider absagen, weil er kurzfristig nach Russland gerufen wurde. Auch die Russen tanzen, wenn das Weltschiff leckt.



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