Bauers Depeschen


Dienstag, 09. August 2016, 1665. Depesche

 

LIEBE SYMPATHISANTEN UND WEGGEFÄHRTINNEN,

das Wort "Urlaub" hat was mit "Erlauben" zu tun - folglich genehmige ich mir jetzt zwei Wochen Kolumnenpause. Wäre schön, wir sähen uns bald wieder - spätestens bei diesen sommerlichen, gar nicht so platten Vergnüngungstreffen:



SCHMUDDEL-BANKETT

Am Samstag, 20. August, machen wir, die Freunde der Altstadt, unser 3. Schmuddel-Bankett in der Leonhardstraße. Gepflegte Tischreihe auf dem Strich für Essen, Trinken & Plaudern. Am Nachmittag - etwa gegen 15.30 Uhr - Spaziergang durchs Leonhardsviertel mit der Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle. Unsereins erzählt auch ein bisschen was. Erstklassige Musiker treten auf: Steve Bimamisa & Friends: David Presna, Marie Herzog, Tilman Schaal & Thabile - sowie das Duo Nasim & Marcel Engler. Unsere Hommage an das Leonhardsviertel beginnt um 14 Uhr und endet gegen 20 Uhr. Motto: Unsere Altstadt darf nicht vor die Hunde gehen!



PROUST IM CAFÉ WEIß

Dienstag, 23. August, 19.30 Uhr: Vorpremiere im Stuttgarter Café Weiß zu Christian Rottlers Hörspiel „Proust ist mein Leben, doch es langweilt mich sehr“ (30. August, SWR2). Texte und Lieder mit Christian Rottler und seiner Band Lenin Riefenstahl, Nicole Heidrich und Joe Bauer. Eintritt frei.



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LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



FERIEN

Es sind Ferien, weshalb Autofahrer behaupten, es gebe weniger Staus und mehr Parkplätze in der Stadt. Ich kann das nicht beurteilen, weil der übliche Motorenlärm in vielen Ecken der Stadt untergeht im sirenenschweren Krach der Laubbläser, Laubsauger und Benzin-Saughäcksler. Die Älteren von uns flüchten bei diesem Alarm in den Keller oder in den Wagenburgtunnel. Der Rest nimmt diese Attacken gar nicht mehr wahr. Die meisten Gehörgänge wurden ja längst vom Dummgedudel in den Läden und Kneipen zerstört. Ist der Soundtrack der Luftangriffe gegen das Laub abgeklungen, erhebt sich das Schlachtgetöse der akustisch schlimmsten Invasion unserer Zeit: Die Rollkoffer kommen.

Viele Menschen entfliehen diesem Schreckensszenario, indem sie andere Länder mit ihren grauenhaften Rollkoffern heimsuchen. Nicht mal Kriege und Terrorismus beeinträchtigen das Geschäft mit dem Massentourismus. Mag sein, dass im einen oder anderen Risikoland ein paar Prollkoffer weniger einmarschieren. Spielt aber keine Rolle. Die Armen bekommen sowieso kaum was ab von der Urlauberkohle. Im Übrigen fühlen sich viele Touristen schon deshalb überall zu Hause, weil sie auch im Urlaub keinen Cent Trinkgeld geben.

Ich habe ein wenig in „Fairreisen“, dem Tourismus-Handbuch des Autors Frank Herrmann, gelesen. Schwierige Sache, faires Reisen. Auch ich verblase gelegentlich wie jeder andere Öko-Schurke Kerosin, Benzin und Strom, obwohl ich vom Reisen nicht viel halte. Wirklich reisen – das machen in Wahrheit nur die sehr Bewussten. Dafür braucht man Zeit, guten Willen und einen vorurteilsfreien Blick. Die meisten setzen sich in ein Flugzeug oder ein Auto und wechseln ihren Standort. Dann sind sie nicht mehr am Ecken-, sondern am Titikakasee. Mit richtigem Reisen, dem Unterwegssein in der Fremde, hat das nichts zu tun. Dennoch sind viele Standortwechsler überzeugt: Waren sie mal 14 Tage all inclusive in der Türkei, wissen sie für alle Zeiten alles über die Türken. Diese Superflexiblen wechseln mit den Orten nie ihre Urteile. Meinungen sind nicht so mobil.

Lustig finde ich es, wenn pausenlos von „unserer Kultur“ geschwafelt wird. Da blasen sich Konservative und Reaktionäre auf, als seien wir alle mit Dürer, Goethe und Beethoven aufgewachsen – mit irgendwas, das sie für „deutsch“ halten. Ihre eigene Kultur aber heißt Helene Fischer auf dem Volksfest. Dagegen klingt ein deutscher Stihl-Laubbläser durchaus weltläufig.

Die nationalistischen Banausen verwechseln „verschiedene Kulturen“ mit „verschiedenen Zivilisationen“ – zumal Kulturen heute oft nur noch schwer zu unterscheiden sind: Vor einem Istanbuler Jazz-Club siehst du ähnliche Kapuzentypen mit der gleichen Trucker-Mütze abhängen wie in der U-Bahn der New Yorker Bronx oder an der Endersbacher S-Bahn. Woher ich das weiß? Reisen bildet! Vielleicht hab ich’s aber auch auf dem Kulturkanal RTL gesehen.

Bei Mark Twain hab ich gelesen, wie er zu einer Tour aufbrach – zu einer „Fußreise“. Er wollte nicht etwa zum nächsten Bäcker – was die Stuttgarter Aufreißer bis heute mit dem Porsche Cayenne tun. Er ging durch ganz Europa. Ich wusste nicht mal, dass es dieses schöne Wort überhaupt gibt: „Fußreise“. Ich dachte, zum Reisen brauchst du mindestens ein Pferd oder ein Fahrrad.

So, verehrte Damen & Herren, jetzt trolle ich mich, mache kurz Ferien – und bald wieder Fußreisen durch die deutsche Kapuzenkultur unseres internationalen Kessels.



 

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