Bauers DepeschenMittwoch, 24. Dezember 2014, 1399. Depesche------------------------------------------------------------ Der Klick zum LIED DES TAGES LIEBE GÄSTE, als ich diese Zeile tippe, ist es kurz vor Mitternacht, am Tag vor Heiligabend. Zuvor habe ich eine Weile im Plattencafé Ratzer Records in der Altstadt dem Songwriter Roman Wreden zugehört. Danach war ich bei Second Hand Records in der Leuschnerstraße beim Auftritt der Stuttgarter Band Human Abfall; gesehen habe ich von den Musikern nicht viel, der Laden war ziemlich voll mit Platten und Menschen. Gehört habe ich was. Ein Song-Text der Band, die man weitläufig dem Punk zuordnen kann, besteht aus einer einzigen hinausgeschrienen Zeile: "Ich liebe keine Nation. Ich liebe meine Frau und meine Kinder." Der Sänger ist als einziger der Musiker über dreißig, die anderen sind jünger. Im Januar 1969, da war ich vierzehneinhalb und hörte Jimi Hendrix, The Kinks und The Who, hat der SPD-Politiker Gustav Heinemann in einem "Spiegel"-Interview auf die Frage, ob er "diesen Staat" (die Bundesrepublik) nicht liebe, geantwortet: "Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!" Zwei Monate später wurde er mit knapper Mehrheit zum Bundespräsidenten gewählt. Zu Hause angekommen, zog ich die Wochenzeitung "Der Freitag" aus dem Briefkasten. Die Redaktion hat zu Weihnachten eine Themenausgabe mit der Überschrift "Nur Mut" gestaltet. Unter der Schlagzeile steht: "Wir können alles ändern." Die Einleitung beginnt mit den Sätzen: "Der Hirnforscher Gerald Hüther sagt, es sei nicht mutig, von einem Zehn-Meter-Brett zu springen, um seine Freunde zu beeindrucken. Mutig sei es vielmehr, seine Einstellung immer wieder zu hinterfragen und sie auch zu ändern." Was könnte ich an Weihnachten Gescheiteres tun, als Ihnen Mut zu wünschen. Es erscheint mir mutiger und vor allem weniger dumm, statt eines Landes das Leben zu lieben. Daraus könnte eine gewisse Menschlichkeit erwachsen, im Kampf gegen die reale Human-Abfall-Gesinnung und die Methoden ihrer Vollstrecker. Ich wünsche Ihnen, den Besucherinnen und Besuchern der Flaneursalon-Seite, erbauliche Feiertage. Etwas Ruhe. Eine Pause zum Mutschöpfen. Weihnachten erinnert mich immer an einen "Abgeschlossenen Roman", den ich vor zirka hundert Jahren auf der Satire-Seite des "Stern" gelesen habe. Der Text lautete ungefähr so: Als Riebesehl mit zerkratztem Gesicht zwischen den Zweigen seines Tannenbaums hing, wusste er: Weihnachten war für ihn gelaufen. In diesem Sinne: Ein gutes Fest! BEITRÄGE schreiben im LESERSALON |
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