Bauers Depeschen


Dienstag, 07. Oktober 2014, 1359. Depesche



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ERINNERUNG

Die Letzten werden die Ersten sein, die in den Himmel kommen:

FÜR DEN FLANEURSALON am Montag, 13. Oktober, gibt es noch Karten:

THEATERHAUS und 0711/4020 720



SUPPENKÜCHE an diesem Samstag, 11. Oktober, in der Leonhardstraße, Rondell bei der Bar Fou Fou. 13 Uhr bis 18 Uhr. Es spielt die Band Anjabelle mit der Sängerin Anja Binder, Jens-Peter Abele (g) und Marquis de Shoelch (key, Foto). Um 15 Uhr gibt es eine kostenlose Führung durchs Leonhardsviertel unter der Leitung von Veronika Kienzle. Wer Lust und Talent hat, kann sich melden zum Suppeschöpfen. - Eine Aktion der Initiative Unsere Altstadt. Motto: Stuttgarts historisches Zentrum darf nicht vor die Hunde gehen!

(Die Protest-Kundgebung am Samstag um 12 Uhr gegen das Freihandelsabkommen TTIP auf dem benachbarten Wilhelmsplatz ist gut für den politischen Kreisverkehr)



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LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



STALIN-ALLEE

Gerade erst war ich im Stuttgarter Europaviertel gestrandet, da erwachte ich im Frankfurter Europaviertel. Die Retortenstadt am Main entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs im Stadtteil Gallus, einem Quartier mit ordentlichen Wirtshäusern und ähnlich angekratztem Ruf wie Stuttgarts Nordbahnhof-Gegend.

Es wäre ein fataler Irrtum zu glauben, in Stuttgart mit seiner einzigartigen Kessellage, seiner unvergleichlichen Topografie, würden auch einzigartige Ideen für die Art und Weise ihrer Bebauung entstehen. Gute Stadtgestaltung wäre dummerweise menschlich, zu teuer und hätte womöglich ausgerechnet an einem Ort mit Architektur zu tun, den man früher als „Stadt der Architekten“ rühmte.

Schon lange werden ohne die geringste Rücksicht auf die Topografie Bauten hingestellt und urbane Landschaften dem Profit geopfert. Die Stadtplanungshoheit haben die Investoren und ihre Lobbyisten.

Es war am Tag der deutschen Einheit und am Brückentag, als ich in Begleitung eines Eingeborenen stundenlang zu Fuß durch Frankfurt zog. Zuvor hatte ich bei der Vorstellung des Buchs „Frankfurter Wegsehenswürdigkeiten“ vom Stuttgarter Namensvetter Europaviertel gehört. Die FAZ-Redakteurin Andrea Diener beschreibt den Geist „falsch verstandener Urbanität“, der sich daran orientiert, „womit Mussolini in Zeiten der Wohnungsnot italienische Städte vollgestellt hat: ein bisschen Palazzo, ein bisschen Mietskaserne – und bloß nicht zu abwechslungsreich“.

In der Frankfurter Glas- und Betonwüste, wie in Stuttgart ein Produkt aus den Weichenstellungsgräben der Deutschen Bahn, wird seit fast zehn Jahren gebaut. Geht man eine Weile darin herum, wird klar, dass es einen Konfektionsbaukasten für Europaviertel geben muss. Wie bei den Stuttgarter Nachäffern findet man in Frankfurt die Athener Straße, die Osloer Straße und ähnliche Großtuer-Namen. Es gibt hie wie da Wohnungen mit identischem Bankschließfächer-Charme, Lifestyle-Bars und Büros für den Fortschrittsmenschen mit gutem Gespür für das tote Ambiente seines globalen Erfolgs. Selbstverständlich erhebt sich aus dem Nichts der Frankfurter Europa-Architektur auch ein Ufo-Gebilde zum Geldschlucken: der Einkaufskomplex ­Skyline Plaza (dem es dem Vernehmen nach nicht besonders gut geht).

Hauptader, in Marketingkreisen wohl „Filetstück“ genannt, ist die Europa-Allee, eine von Baumzwergen eingesäumte Autobahn. Die zieht sich so trostlos an DDR-ähnlichen Plattenbauten aus dem Dekor-Serien-Markt entlang, dass sie der Frankfurter Volksmund umgetauft hat. Sie heißt jetzt Stalin-Allee. Trifft sich gut. Die wichtigste Autostrecke im Stuttgarter Europaviertel hat man Moskauer Straße genannt.

An diesem Donnerstag eröffnet Stuttgarts Version der Skyline Plaza: das ECE-Einkaufszentrum Milaneo. Ein kleiner Gedankenschritt hat in meinem elektronischen Tagebuch aus dem Milaneo das „Müllaneo“ gemacht. Was einmal im Netz gelandet ist, bleibt für alle Zeiten.

Die Homepage des Laden-Labyrinths preist „eine neue Lebenswelt am Mailänder Platz“ und empfiehlt: „Entdecken Sie einen einzigartigen Mix aus Leben, Arbeiten, Einkaufen und Hotellerie am neuen Mittelpunkt des Stuttgarter Europaviertels.“ Der Lebensmix vor den alten Eisenbahner-Hochhäusern des Nordbahnhofviertels ist noch nicht voll durchgemixt und der Langweilerkasten in seiner Randlage neben der gedemütigt dastehenden Stadtbibliothek beim besten Willen nicht als „Mittelpunkt des Stuttgarter Europaviertels“ zu erkennen. Es gibt sogar Leute, die glauben, das Loch vor dem Shoppingbunker werde für den einst geplanten Teich der Bibliothek gebuddelt. Gegraben wird eine Bahngrube. Beerdigt der Restcharakter einer Stadt.

Als sensationellste Nummer im Einkaufszentrum gilt Primark, eine Filiale der Textilramsch-Kette zum Anfixen von Jungkonsumenten. Zur Abschreckung ging ich zu Primark auf der Frankfurter Zeil, dem ­Pendant der Königstraße. Ich erlebte die Fortsetzung des Stuttgarter Volksfests mit anderen Mitteln. Geballter Event-Rausch. Der Unterschied: Im Getümmel des Billigtüten-Tempels gehen weniger kleine Mädchen in die Hocke als auf dem Wasen, um sich im Schutz von Dirndln und im Schatten pissender Lederhosen zu erleichtern.

Willkommen in den Euro-Zonen. Geld stinkt nicht? Geld sieht auch scheiße aus.



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