Bauers Depeschen


Freitag, 13. Juni 2014, 1302. Depesche



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FLANEURSALON

MIT UTA KÖBERNICK

Unsere nächste Lieder- und Geschichtenshow findet am Montag, 13. Oktober, im Theaterhaus statt. Als besonderen Gast begrüßen wir die Kabarettistin und Liedemacherin UTA KÖBERNICK. Die in der Schweiz lebende Künstlerin übernimmt eine Rolle, in der man sie bisher nicht kennt: Sie führt als Entertainerin durch den Flaneursalon-Abend. Musik machen der Sänger/Songschreiber Zam Helga, seine Tochter Ella Estrella Tischa sowie der Rapper Toba Borke und der Beatboxer Pheel. Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Karten gibt es ONLINE und unter der Telefonnummer 07 11 / 4020 720.



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Die aktuelle StN-Kolumne (vom Samstag, 14. Juni):



KEINE AHNUNG

Ziemlich spät, erst am Morgen nach der Eröffnung der Korruptionsspiele mit ihrem ersten Elfmeterwunder, kaufte ich mir die Sonderhefte von „Kicker“ und „11 Freunde“. Solche WM-Bibeln sind un­verzichtbar, auch wenn man sie gar nicht liest. Ihre Anwesenheit bereitet mir das Gefühl der Pflichterfüllung. Sinnlos wäre es, etwas über Fußball zu lesen in der Hoffnung, danach mehr über Fußball zu wissen. Barcelonas großer Spieler Xavi sagt: „Das Problem ist, dass 95 Prozent der Menschen Fußball mögen, aber nur zwei Prozent wirklich was verstehen. Einer meiner besten Freunde ist total fanatisch. Der guckt alles. Kennt alle. Und hat trotzdem nicht die leiseste Ahnung. Ich sage dem immer Sachen wie: ‚Schau, der macht dumme Fouls, der ist nicht solidarisch‘ . . ., aber der sieht das nicht. Der hört einfach nicht zu.“

Ich sehe auch nichts, höre nur manchmal zu. Neulich saß ich in der Straßenbahn, als ein Fahrkartenkontrolleur daherkam und einem ausländischen Passagier beizubringen versuchte, mit seinem frisch gelösten Tagesticket dürfe er während der kompletten WM auch an allen Tagen fahren, an denen die deutsche Elf spielt. Etwa am Montag, wenn sie auf Portugal trifft. Theoretisch gilt die freie Fahrt zur deutschen Stunde bis zum Finale am 13. Juli. Praktisch aber wird das Tagesticket nach der Niederlage im letzten Gruppenspiel der Deutschen am 26. Juni gegen die USA verfallen. Ein Erfolg gegen die Amis wäre angesichts der politischen Lage fatal, weil sich Frau Merkel im nationalen Siegestaumel vor der Welt aufführt, als hätte sie auf der Tribüne gerade ihr ­Tagesticket verschluckt.

Und womöglich geht es nicht nur ums Ende des Billetts. Der Schriftsteller Jürgen Roth schreibt in der „taz“: „Der Fußball muss weg. Er muss aufhören.“ Erstens sei heute „alles scheiße“, zweitens gebe es dafür Gründe: „Die Stadien hatten einst den spröden (Beton-)Charme großer, lichter, sozialdemokratischer Wurstkessel und ­Palaverstätten. Heute sind das faschistoide, wichtigtuerisch und rücksichtslos in die Gegend geklotzte Eventbunker mit streng abgegrenzten ­Konferenzräumen (VIP-Lounges) für die herrschenden Parvenüs und Aasgeier, und das begeistert und restlos konformierende Spießerkonsumenten­publikum lässt sich Getränkezahl­karten, Alkoholverbote und Dauer-PR-Lärmterror gänzlich ohne Murren gefallen.“

Der Fußballkritiker Roth ist leidenschaftlicher Fußballliebhaber und hat ­angekündigt, sämtliche WM-Spiele anzuschauen. Wer diese Haltung versteht, könnte sogar ein wenig vom Fußball verstehen.

Das Alkoholverbot beschäftigt im Übrigen nicht nur den Fußballfan, es treibt zur Hochzeit des WM-Gejohles auch den Stuttgarter Neu-Stadtrat Ralph Schertlen (Stadtisten) um. Bemerkenswert deshalb, weil er via Facebook die Frage stellt, warum „die Politik immer nur schwarz oder weiß“ denke. Er nämlich hat im Kampf gegen „Saufgelage, Buschgepinkle, Pöbeleien und Scherben“ zwei (von ihm so bezeichnete) „graue Vorschläge“: erstens ein „Verbot von Glasflaschen“, zweitens eine „Promillegrenze (z. B. 0,8 oder 1,0 Promille) für alle öffentlichen Plätze“.

Abgesehen davon, dass ich selten einem besoffenen Platz begegnet bin, lässt Schertlens graue Theorie kaum vermuten, dahinter könnten die gleichfarbigen Zellen stecken, die man gemeinhin dem Hirn zuschreibt. Lustig die Vorstellung, wie der von ihm geforderte „Vollzugsdienst“ den armen Trinker so lange mit dem Alkomat verfolgt, bis die Ruhe herrscht, die sich Schertlen in infantilem Spießer-Ton wünscht: „Bürger, die fröhlich öffentliche Plätze beleben wollen und hierzu auch ihren leckeren Sekt, Wein oder Bier genießen wollen, könnten dies unter den oben genannten Rand­bedingungen in gewohnter Manier tun.“

Rathauspolitiker, denke ich, hätten die Pflicht, sich mit der Gestaltung öffentlicher Plätze und der Schaffung urbaner Freiräume zu beschäftigen. Ihren Kontrollwahn können sie vor der eigenen Tür bei den leckern Saufgelagen auf dem Weindorf oder Weihnachtsmarkt ausleben. Und jetzt zurück zum Fußballrausch. Ich gehe schon mal in den Busch.



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