Bauers Depeschen


Montag, 19. September 2011, 790. Depesche



SOUNDTRACK DES TAGES



Im LESERSALON ist es leider etwas ruhig geworden - wo sind meine Internet-Piraten?



FLANEURSALON

Für unseren Abend am Mittwoch, 28. September, mit Zam Helga, Dacia Bridges & Alex Scholpp und (erstmals) Tobias Borke & Pheel in der ROSENAU gibt es noch Karten.





Heute etwas Fußball, die aktuelle StN-Bundesliga-Kolumne:



STRAFE SCHÜTZT VOR DUMMHEIT NICHT

Der Glaube, je länger man sich mit Fußball beschäftige, desto mehr begreife man vom Spiel, ist Humbug. Neulich hat das Fachmagazin „11 Freunde“ Kaiserslauterns Trainer Kurz diese komplizierte Frage gestellt: „Können Sie sich an ein Spiel erinnern, bei dem Sie die analytische Sicht auf die Dinge verloren haben, weil sie es einfach nur geil fanden?“ Der Coach antwortete verblüffend knapp und aufschlussreich: „Das Spiel an sich ist geil.“

So ähnlich muss Lukas Podolski gedacht haben, als er beim 4:1-Sieg der Kölner in Leverkusen eine Derby-Nummer abzog, die sich gewaschen hatte. Prinz Poldis Gala-Show mit der „ aufgehenden Taktik“ des neuen Trainers Stale Solbakken zu erklären, wäre vielleicht legitim. Treffender aber erscheint die These: Für Podolski war es einfach geil, Leverkusen vorzuführen.

Die Wahrheit will ich gar nicht wissen, ich würde sie sowieso nicht verstehen. In einem großartigen Interview der „Süddeutschen Zeitung“ mit dem spanischen Superstar Xavi sagte der Barca-Spieler: „Das Problem ist, dass 95 Prozent der Menschen Fußball mögen, aber nur zwei Prozent wirklich was verstehen.“ Seit diesem Satz fühle ich mich nicht mehr so einsam.

Fußball ist das letzte Medium, das die Menschen weltweit erreicht. Fußball bringt sie näher zusammen als Lady Gaga, der Papst und H & M. Und zwar deshalb, weil man die Rätsel des Spiels überall fühlen und diskutieren, aber nicht lösen kann. Es stand sicher nicht, wie der Angeber sagt, im „Matchplan“ von Wolfsburgs Trainer Magath, sein Torhüter Hitz solle den Schiri einen „Vollidioten“ heißen. Ein „Halbdackel“ wäre in unserem Landstrich zwar härter gewesen. Im Zeitalter von Team-Psychologen, Rhetorik-Kursen und Roten Karten wundert man sich dennoch, warum nicht wenigstens Strafe vor Dummheit schützt.

Womöglich aber haben nicht nur ich und die anderen 94,9 Prozent der Fans keinen Dunst von Fußball. Auch mancher Torwart hat seine intellektuellen Grenzen, wenn er wie Bremens Wiese glaubt, er könne „mitspielen“. Will er das mit seiner Technik, wäre er besser Landesliga-Linksaußen geworden als Nationaltorwart.

Um als Komiker gefeiert zu werden, muss sich ein Profi allerdings nicht erst eine Rote Karte einhandeln. Es reicht auch, sich wie der VfB-Torschütze Harnik die Turnhose bis zum Adamsapfel hochzuziehen. So signalisiert ein Österreicher den Höhepunkt an sich. Richtig peinlich aber wurde die Nummer, als Harnik sagte, er habe sie sich mit seinem lustigen Co-Entertainer Gebhardt „ausgedacht“. Das ist des Profis Matchplan – während man in Freiburg strategisch diskutiert, ob es der badischen Heimat nicht dienlicher wäre, sofort den württembergischen Trainer Sorg zu feuern, als demnächst den bayerischen Papst Benedikt XVI zu empfangen.

Man könnte mir vorwerfen, die Dinge zu vermischen. Aber das ist im Fußball üblich. Im Sportteil von „Bild am Sonntag“ bescheinigt Bayern-Guru Hoeneß dem Bundeswirtschaftsminister, er habe keinen Schimmer von irgendwas. Liest man Hoeneß’ Rösler-Bulletin genauer, darf man die Hitz’sche Schiri-Benotung „Vollidiot“ getrost als Geste des Respekts werten.

All diese übergreifenden Themen beschert uns das Thema Fußball, und darin ist noch nicht einmal die global erschütternde Nachricht enthalten, dass die Stuttgarter Kickers bei Greuther Fürth Zwo das erste Spiel des Jahres 2011 verloren haben.

Neulich, als ich beim 3:0 des VfB gegen Hannover im umgebauten Stadion saß, unten in der Nähe der Reservebank, wurde mir klar, dass ich den Matchplan eines Spiels aus dieser Perspektive so wenig begreife wie am Fernseher. Alles wirkt verdammt flach. Xavi hat recht. Aber auch Herr Kurz. Das Spiel an sich ist geil.



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