Bauers DepeschenMontag, 29. Juni 2009, 347. DepescheBETR.: ENTSCHULDIGUNGAus zeitlichen Gründen ist es dem Depeschen-Lieferanten nicht möglich, neue Depeschen zu produzieren. Korrekturen eines schmalen Bändchens müssen schleunigst abgeschickt werden, der Zahnarzt wartet am frühen Morgen mit der Kneifzange, und der Orthopäde hält einen Fünferpack sogenannter Wohlfahrt-Spritzen für ihn parat. Außerdem hat sich der Depeschen-Mann erlaubt, am Sonntag nach einem Lauf in dschungelhafter Schwüle den tadellosen Film "State of Play" anzuschauen. Russell Crowe, der König des Schmuddels, ist ein guter Mann. Wir brauchen ihn. Ich bitte, den Depeschen-Mann für heute zu entschuldigen. Vergelt's Gott. Hier noch die "Flaneursalon im Fluss"-Betrachtung der Stuttgarter Zeitung in der Ausgabe vom 27. Juni: PIRATEN AUF DEM WEG IN DEN DSCHUNGEL Joe Bauer ist mit den Musikern seiner Show Flaneursalon den Neckar entlanggeschippert. Schön war's. Von Michael Werner Wenn man die Müllverbrennungsanlage in Münster hinter sich gelassen hat, wird es auf dem Neckar richtig schön. Am rechten Ufer stehen Bäume, links erinnern sanfte Hügel an den letzten Urlaub in Österreich. Doch die Idylle bei Hofen trügt. Denn erstens regiert hier ein Ministerpräsident, den Joe Bauer, der Kolumnist der "Stuttgarter Nachrichten" und der Initiator der famosen Show "Flaneursalon auf dem Fluss" beharrlich einen "Nasallautterroristen" nennt. Dieser Ministerpräsident plant ja, so knurrt es Bauer verächtlich in sein Mikrofon, ein "Grubenunglück" namens Stuttgart 21. Assistiert von einem Oberbürgermeister, der laut Bauer neben anderen Nachteilen "kein Verhältnis zum Wasser" hat. Der Geschichtenerzähler ärgert sich jetzt, und wenn er sich ärgert, dann bröckelt seine Stimme so engagiert, als grabe jemand im Steinbruch nach einbetonierten Leichen. "Schuster verscherbelt die Wasserleitungen und das Klärwerk gleich dazu", sagt Joe Bauer also. Die logische Folge steht auf einem Blatt Papier, das auf der Pedal-Steel-Gitarre von Stefan Hiss' neuer Band Los Santos liegt. Joe Bauer hat sich hinter das Instrument gequetscht und prophezeit: "Eines Tages wird der Neckar aus seiner Haut fahren. Er wird sich rächen, weil man ihn behandelt wie einen nassen Hund." Aber das ist nur das eine. Das andere, was die Idylle auf dem Neckar stört, ist der Umstand, dass von Backbord ein Motorboot heranbraust. "Joe Bauer ist ein Lügner", schreit auf dem Motorboot ein Mann in einem furchtbar hässlichen Tarnanzug in sein Megafon. Jetzt wird es hektisch auf der Wilhelma, dem Schiff aus der Flotte des Neckar Käpt'n , das Joe Bauer gechartert hat, um 230 Zuschauern Lieder und Geschichten nahe zu bringen, deren Qualität weit über das hinausreicht, was gewöhnliche Landratten tagtäglich zu konsumieren gezwungen sind. Es wird hektisch, aber Michael Gaedt behält das, was man bei normalen Menschen Nerven nennt. "Wir haben alles unter Kontrolle", ruft er, als das Motorboot blitzartig näher kommt. Aber dann merkt auch Gaedt: "Wir werden aufgebracht!" Im Angesicht der Piraten empfiehlt er: "Mädle, machet eich wiascht! Vielleicht kann jemand ein Gebet anstimmen!" Als die Piraten die Wilhelma geentert haben, erkennt man: Es sind Roland Baisch, der Comedian und Countryboy, und sein Kumpel GAW vom Stuttgarter Jugendhaus. Sie singen ein Liedlein, rufen "Freiheit für Somalia!" und bald nähert sich das Konzertschiff Remseck, wo es am Ufer so dschungelig wird, dass man sich in Costa Rica wähnen könnte, sänge nicht auf dem Oberdeck gerade Anja Binder gemeinsam mit Michael Gaedt so hinreißend den "Surabaya Johnny" frei nach Bert Brecht. Mexikanisch freilich wird's auch auf dem Neckar - immer dann, wenn die Band Los Santos große Gefühle auf die winzige Bühne im Oberdeck pfercht. Im Unterdeck geht's noch beengter zu. Da holt die hochschwangere Sängerin Dacia Bridges das Beste aus Leonard Cohens lakonischer Ballade "Chelsea Hotel" heraus. Direkt hinter ihr befindet sich die Schiebetür zu den Bordtoiletten, und dort herrscht derart reger Publikumsverkehr, dass Joe Bauer vermutet, seine liebevoll nostalgische Hommage an das Mineralbad Berg drücke womöglich auf die eine oder andere Blase. "Der Vorteil ist - ihr könnat ned weg", hatte Michael Gaedt zu Beginn dem Publikum zugerufen. Dabei war der Flaneursalon so überschwänglich inspirierend, dass man gerne noch länger zugehört hätte, als die Wilhelma nach dreieinhalb Stunden wieder am Zoo dieses Namens anlegte. Kolumnen in den Stuttgarter Nachrichten: www.stuttgarter-nachrichten.de/joebauer REKLAME: Samstag, 18. Juli 2009, 19.30 Uhr: Flaneursalon mit Michael Gaedt & Michael Schulig, Dacia Bridges & Alex Scholpp beim Festival Cannstatter Kulturmenü. - Rilling Sekt, Brückenstraße 10, Innenhof-Garten. FUSSBALL IST UNSER LEBEN Samstag, 8. August, Theaterhaus Stuttgart, 20 Uhr: "Hurra, wir kicken noch!", die Show zur mentalen Unterstützung der Stuttgarter-Kickers-Fans und anderer Fußballfreunde. Mit Michael Gaedt + Michael Schulig & Band als Die Große Rockschau (Ex Kleine Tierschau), Nu Sports (Ska-Band), Timo Brunke (Sprachkünstler), Joe Bauer (Vorleser), Ralf Schübel (Hymnensänger). Moderation: Stefan Kiss (Sportreporter, SWR-Fernsehen). Eintritt: 9 Euro, so günstig wie ein Stehplatz auf der schönen Waldau. Der Vorverkauf läuft. www.theaterhaus.com - Kartentelefon: (0711) 4 02 07 20 (Siehe Kolumne vom 15. Juni 2009) „Kontakt“ |
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